Seit 20 Jahren unterhält die Moosbühne Graf Hallberg ihr Publikum auf unnachahmliche Weise. Mit ihrem Jubiläumsprogramm hat sich die Laienbühne in der lange zuvor schon ausverkauften Premierenvorstellung am 9. März nun selbst übertroffen: Zum ersten Mal in der Geschichte feierte das Publikum das Ensemble und die Mitwirkenden im Hintergrund mit stehenden Ovationen.
Die Pfarrhof-Komödie „Die Versuchung des Aloysius Federl“ deckt alles ab, was man sich von einem Bauerntheater wünschen kann: die Liebe zum Bayern und seinen – im Stück liebevoll überzeichneten – Charakteren, die enorme Spielfreude der Akteure und eine detailverliebte Inszenierung – vom imposanten Bühnenbild bis in die ersten Zuschauerreihen duftenden Entenbraten samt Knödel, Blaukraut und Zwetschgendatschi.
Kirchweih anno 1898
Schon der Auftakt ist eine erste Offenbarung, die schmunzeln lässt: Pfarrersköchin Johanna Federl (Christina Karl) kniet vor Hochwürden Pfaffinger (Martin Schuster) und macht sich an dessen widerspenstigen Hosenknöpfen zu schaffen. Dass die Geistlichkeit auf dem weltlichen Parkett eine gute Figur macht, demonstrieren Pfarrer und Bischof (Alexander Waldhier) beim gemeinsamen flotten Tänzchen. Dies sind nur zwei von vielen amüsanten, mitunter handfesten Szenen, die ihren turbulenten Höhepunkt in dem „Überfall“ der Betschwestern auf den Hausierer Sterzinger (Markus Streitberger) finden.
Ein ausgefuchster Hausierer und die Qudratratsch’n
Der ausgefuchste Hausierer, der scheinbar im Besitz brisanter Informationen und des Notizbuchs der Hebamme ist, stiftet nicht nur viel Unruhe, sondern jede Menge Vergnügen.
Genauso wie Karin Troidl, die bei ihrem Erscheinen als „Quadratratschen“ Cilly schon Szenenapplaus erhält, haben beide dank ihrer unnachahmlichen Mimik, Gestik und Ausdrucksweise die Lacher des Publikums gewissermaßen abonniert.
Aber auch andere Protogonisten – Robert Walter als Titelfigur und unehelicher Sohn der Pfarrersköchin Alois Federl, der wegen seiner verbotenen Liebe zur Moni beinahe verzagt, Harry Kindshofer als erotischen Ausflügen zugetaner Bürgermeister und Gisela Edelmann als seine fromme Gattin sind die Rollen förmlich auf den Leib geschneidert.
Ein Umstand, auf den Christine Wimmer, Regisseurin und Vorsitzende der Moosbühne bei der Stück-Auswahl besonderen Wert legt. „Die Rollen müssen zu unseren Schauspielern passen. Das macht die Suche nach dem richtigen Stück nicht leicht“, berichtete sie dem HALLBERGER.
Reizendes Treffen am Zwetschgenbaum
Perfekt im Rampenlicht platziert auch die junge Garde: Sophia Troidl als Moni, die Angebete des Alois Federl. Und Jonas Karl in der Rolle des Franz Dürnberger – und zusammen mit Hermann Kopp auch als Musikant. Die Nachwuchsschauspieler agierten bei ihrer Bühnenpremiere unheimlich souverän. Das macht Lust auf mehr. Nicht zu
vergessen „Chantal“ (Carina Gebhard), die zum Schluss noch ein reizvolles Aufeinandertreffen mit seiner Eminenz am Zwetschgenbaum hat.