Wäre die Zeit reif für ein Kabinettsumbildung in Berlin, Erich Irlstorfer hätte da schon einige Idee – und jede Menge geeignetes Personal. Allesamt aus Hallbergmoos, wo es den CSU-Bundestagsabgeordneten einmal im Jahr hinzieht. Dann nämlich, wenn es Zeit für den Maibock-Anstich im Alten Wirt ist und Irlstorfer als „Prediger“ sticheln darf: „a bissl g’fotzert, aber nie bös oder verletzend“, wie er unterstrich.
Bürgermeisterlicher Kampf der Geschlechter
„Ihr seid’s mir o‘ganga“, bekundete Irlstorfer seine Zuneigung für die Hallbergmooser Christsozialen, „Böckerl“ und „frisch freigetesteten Wiesn-Geschädigten“, an die er sich im Vorjahr nur digital wenden konnte. Jetzt war wieder alles beim Alten und analog: Tanja Knieler und Silvia Edfelder, die beiden CSU-Vorsitzenden, hatten im Festsaal für 50 Gäste angerichtet, die Rienstaler Musi spielte auf und Bürgermeister Sepp Niedermair zapfte mit zwei Schlägen das erste Fassl an. Bei dieser Gelegenheit musste der Gemeindechef aus Irlstorfers Mund erfahren, dass der „bürgermeisterliche Kampf der Geschlechter“ um seine Nachfolge im Jahr 2026 schon begonnen habe: So jedenfalls interpretierte der Abgeordnete die aufreizende schriftliche Einladung zum Maibock, die ein üppiges Dekolleté zierte.
Das Hallbergmooser Schattenkabinett
Dabei wäre, wie der Redner meinte, die Hallbergmooser CSU-Fraktion auf der Kabinettsbank in Berlin – als Ersatz für Rot-Grün-Gelb – auch ganz gut aufgehoben: Tanja Knieler, „der zu Fleisch gewordene goldener Lenker“, als Verkehrsministerin, „Mister Predazzo“ Georg Förg als Außenminister, „das lebende Bürgerliche Gesetzbuch“ Marcus Mey als Justizminister und Silvia Edfelder, nach einer Gallen-OP äußerst sensibel für Scharfes und Fettiges, als Gesundheitsministerin und Christian Krätschmer, Durstlöscher beim G7-Gipfel in Ellmau, als Entwicklungshilfeminister. Damian Edfelder, gerade 30 und „leidenschaftlich schwitzender“ Golfsportler geworden, sähe Irlstorfer gerne als Sportminister.
Einer Personalie widmete Irlstorfer besondere Aufmerksamkeit: Christian Schirsch, das „politische Nesthäkchen mit apothekenpflichtigem Blick“ und zugleich „Menschenfischer“: „Er ist ein Schwein, ein Helferschwein“, zollte Irlstorfer der von Schirsch initiierten Ukraine-Aktion (Spendenerlös: 25.000 Euro) Respekt. Das sei „eine grandiose Erfolgsgeschichte“, die Irlstorfer mit einem spontanen Spendenaufruf unterstützte (siehe Foto).
Goldener Flaschenöffner für “Wies’n-Performer” Christian Schirsch
Außerdem habe Schirsch „leidenschaftlich auf der Wiesn performed“ und die Bilder des körperlichen Verfalls täglich „gepostet“: „Früher hätt‘ mag g’sagt: Sie gehen zum Saufen und machen Buidl“. Für ihn und seinen kongeniale Partner Alex Waldhier und Wolfi Eberhart gab’s dafür den erstmalig vergebenen „Versitzgruben-Preis 2022“ in der Form eines goldenen Flaschenöffners. Vielleicht auch eine kleine Revanche, für eine saftige Watsch’n, die Schirsch Irlstorfer „ohne Ansage“ vor vielleicht 30 Jahren auf der Theaterbühne der Wirtschaftsschule verpasst hatte. „Seitdem sind wir beste Freunde“, betonte Irlstorfer und stimmte mit Schirsch die Hymne „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ an.