Bürgermeister sieht rot

Studie über Fotovoltaik-Freiflächen-Potentiale (PFiFFiG) im Landkreis Freising bringt Josef Niedermair auf die Palme

Bürgermeister Josef Niedermair (CSU) ist stocksauer auf das Landratsamt. © Eva Oestereich

Bürgermeister Josef Niedermair (CSU) ist stocksauer – auf das Landratsamt Freising. Die Kreisbehörde stellte gestern vor der Presse PFiFFIG vor – ein Studienprojekt, das der Kreis bei der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in Auftrag gegeben hat. Geht es danach, wäre Hallbergmoos in Sachen Freiflächen-Fotovoltaik weitestgehend ausgeschlossen. „Bei uns ist alles rot“, schäumt der Gemeindechef.

Der Hallbergmooser Rathauschef hat die Karte zu den Studienergebnissen am vergangenen Dienstag erhalten, sollte aber, so die Weisung des Landratsamts, Stillschweigen bewahren. Seit Tagen versucht er, wie er bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz gestern sagte, Landrat Helmut Petz telefonisch zu erreichen. Fehlanzeige. Man habe ihn auf September vertröstet. Andere Kommunen, etwa Neufahrn, hätten da wohl bessere Karten und einen Gesprächspartner gefunden. „Das ist unverschämt und willkürlich.“

Das Fass zum Überlaufen brachte dann die gestrige Vorstellung der Studie im Landratsamt. Über das Wort „Entscheidungshilfe“, die die PFiFFiG-Studie für Gemeinden sein soll und sie bei der Suche nach geeigneten Grundstücken unterstützen soll, kann Niedermair den Kopf schütteln. „Da hätte ein Gutachten hergehört, nicht eine Arbeit von Studenten,“ so Niedermair. Und wenn die Ergebnisse vermeintlich nicht bindend sein sollen, fragt sich Niedermair: „Warum hat man die Studie dann überhaupt machen lassen: Aus Jux, Tollerei und Zeitverschwendung?“

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Hallbergmooser PV-Antrag liegt seit einem Jahr im Landratsamt

Was Rathauschef noch mehr aufbringt: Hallbergmoos hat schon vor einem Jahr für eine 10 Hektar große Freiflächenfotovoltaik-Anlage beim Landratsamt eine Flächennutzungsplan-Änderung vorgelegt. Dort zwischen Bundesstraße B 301 und S-Bahntrasse, soll unter anderem für die Surftown im Gewerbegebiet grüne Energie erzeugen. Deshalb will Hallbergmoos den Acker, wo laut Niedermair „Mais angebaut, gepflügt, gedüngt und gespritzt wird“, aus dem Landschaftsschutzgebiet herausnehmen. Doch PFiFFiG weist Landschaftsschutzgebiete als solche mit „sehr hohem Raumwiderstand aus“. Also wenig geeignet für die Entwicklung von PV-Flächen.

Das sieht man in Hallbergmoos völlig anders: Es gebe auf dieser landwirtschaftlich genutzten Fläche keine schützenwerten Bestände. Die Lage sei vergleichbar mit der der PV-Anlage an der Neufahrner Spange, wo eine Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet anstandslos funktioniert habe, so der Bürgermeister. Und vor kurzem seien, wie Wirtschaftsförderer Alexander Mademann ergänzte, weitere drei Hektar Fläche dort für Gewerbe freigegeben wurden.

„Wir warten seit einem Jahr auf einen Bescheid. Nicht einmal Auskunft über den Sachstand haben wir bisher bekommen“, berichtet Geschäftsleiterin Kristina Grünwald. Sie fügt hinzu: „Es wäre wünschenswert gewesen, wenn man mit einer Kommune als Erstes spricht, in der schon ein Verfahren läuft.“

„Ich fühle mich total verarscht“

Dem Bürgermeister reißt nun endgültig der Geduldsfaden: „Ich fühle mich total verarscht. Das Landratsamt sagt, es sei fünf vor Zwölf. Und ein Jahr lang passiert rein gar nichts.“ Der Freisinger Behörde wirft er „Untätigkeit“ und „massive Defizite“ in der Kommunikation vor. Von Landrat Helmut Petz sei er persönlich enttäuscht.

Dementsprechend sieht er sich auch nicht länger an das verordnete Stillschweigen gebunden: 10.000 Hektar können laut Studie im Landkreis Freising ohne große „Raumwiderstände“ errichtet werden. In einem Ampelsystem (Grün, Gelb, Rot) werden die Flächen je nach Eignung eingestuft. „Bei uns ist alles Rot“, sagt Niedermair. Ein wenig „Grün“ gebe es im bebauten Bereich des Munich Airport Business Parks und im Süden. Unverständlich für ihn.

Hallbergmoos droht Klage an

Was wird Hallbergmoos unternehmen? Wenn’s gar nicht anders geht, kündigt Niedermair an: „Wir werden die Studie anzweifeln und klagen, wenn es sein muss.“ Und schiebt hinterher: Es könnte so schnell gehen, vernünftige Energie zu erzeugen. Aber die Bürokratie bremst alles aus.

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