„Wo andere aufhören, fange ich erst an“

Christian Fuchs verwandelt Wände in Kunstwerke

Hochkonzentriert geht der Hallbergmooser Christian Fuchs ans Werk. Foto: privat

Kann man dem Lockdown etwas Schönes abgewinnen? Wenn man auf Christian Fuchs schaut, ganz bestimmt! Der 54-Jährige konnte schon immer ausnehmend gut malen. Doch der Job, sein eigener Betrieb, hatten ihm wenig Zeit dafür gelassen. Das war während der Kontaktbeschränkungen nun ein wenig anders: Der Hallbergmooser griff wieder zu Farbe und Pinsel. Das Ergebnis: Wirklich beeindruckend!

Treibende Kraft, dass Fuchs seinem Talent nach einer längeren Schaffenspause wieder kreativen Raum gibt, war sein Sohn Maxi: Früher, als der Bub noch klein war, hat er dessen Kinderzimmer mit den Bärenbrüdern verziert. Später dann, als der Sohn größer und glühender Fußball-Fan wurde, zogen die Stars des FC Bayern bei Maxi ein: Franck Ribéry mit seinem unverkennbaren Zahnstatus, Thomas Müller, Arien Robben, Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger … Und dann das Logo des Bundesligisten, das aussieht als sei es in Stein gemeißelt. Tatsächlich ist es gemalt. Jetzt ist Maxi 14 Jahre alt – und es musste etwas Neues, etwas „Cooleres“ her. Passend zur Passion des Juniors „Zocken“: Christian Fuchs entwarf ein Graffiti mit Controller und dem Namenszug des Filius‘ – und malte es an die Kinderzimmerwand.

Talent in die Wiege gelegt

Soweit die Kurzversion. Um die Vita des kreativen Hallbergmooser zu erfassen, muss man ein wenig weiter ausholen: Das Talent, so erzählt Fuchs im Interview, ist ihm wohl in Wiege gelegt worden – vom Vater. In der Schule war immer schon derjenige, der am besten zeichnen konnte. Trotzdem führte ihn der Beruf in eine andere Richtung: Er macht sich mit einer Kfz-Reinigung selbstständig.

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Erste Karriere als Airbrush-Künstler

Sein künstlerisches Talent und seine Kreativität lebte er hauptsächlich in seiner Freizeit aus: Modell-Bau, Gartengestaltung, Aquaristik inklusive Unterwasserlandschaftsgestaltung. Als seine Spezln von Fuchs künstlerischem Talent Wind bekamen, startete seine erste Karriere: „Ende der 80’er Jahre habe ich für einen Kumpel ein Plattencover gestaltet“. Dann zückte er die Airbrush-Pistole: Jetzt tragen Motorrad-Tanks, Motorhauben, Klodeckel, ein Kühlschrank, eine Sattelitenschüssel und sogar eine Urne seine Handschrift. Typische Airbrush-Motive, aber auch mal eine Seeschlacht aus dem 17. Jahrhundert, wo sich Fluch-der-Karibik-Protagonist Jack Sparrow wiederfindet.

Airbrush hat er sich autodidaktisch beigebracht. Sein erstes Werk: Eine Mondlandschaft, die er auf eine Holzplatte sprühte. Und dann sind die begeisterten Spezln auf ihn zugekommen – mit der Bitte ihre Motorräder zu verzieren. Fuchs musste sich im Februar, März Urlaub nehmen, um die ganzen Motorräder zu „brushen“.

Fuchs Anspruch: Kreative Perfektion

Fuchs ist Perfektionist und scheut den Vergleich mit anderen Künstlern nicht: „Viele hören da auf, wo ich erst anfange. Die Liebe zum Detail ist der ausschlaggebende Punkt.“ Zugleich betont er: „Mir muss aber auch künstlerische Freiheiten lassen.“ Und fügt hinzu: „Ich habe noch nie jemanden enttäuscht.“ Bestes Beispiel: Das „steinige“ Bayern-Logo. Oder: „Bei einer Welle muss die Gischt spritzen, im Dschungel die Zebras nicht bloße Gestalten sein, sondern Geschöpfe voller Leben. Fuchs kommt es auf Individualität an: „Die Gestaltung findet immer in meinem Kopf statt“, sagt er. Abstrakte Kunst ist dagegen nicht seine Sache.

Die Airbrush-Pistole hat Fuchs mittlerweile im Schrank verstaut. Diese Phase ist für ihn nach 20 Jahren abgeschlossen. „Weil die Zeit einfach vorbei ist“, wie er sagt. „Wer sich seine Motorhaube oder seinen Tank verschönern lassen will, geht heute zum Grafikdesigner und Autofolierer.“

Genre-Wechsel: Fantasy, Comic, Graffiti

Jetzt hat Fuchs das Genre gewechselt, malt mit Farbe und Pinsel direkt auf die Wand. Fantasy-Motive, Landschaften, Comics und Graffitis, die weit entfernt von jenen düster-scheußlichen „Wandmalereien“ an Bahnhöfen, Brücken oder Scheunen sind.

Fuchs sprüht die Graffitis nicht an die Wand, er malt sie mit Pinsel und Farbe. Diese Technik liegt ihm eher, weil seine Hand dabei eine stabile Unterlage hat. Er holt sich Inspirationen schon mal aus dem Internet. Danach entstehen erst im Kopf, dann auf dem Papier Bilder und Skizzen. Erst einmal mit Bleistift. Wenn der Entwurf so weit gediehen ist, dass Perfektionist Fuchs zufrieden ist, wirft er die Zeichnung mit dem Projektor an die Wand.

Kürzlich hat Fuchs einen „Ratman“ – eine Mischung aus Batman und Ratte geschaffen. Auch ein Nilpferd auf einem Chopper gibt es, ein Glas mit springenden Goldfischen im Comic-Style. Alles Unikate. „Je mehr mir das Motiv zusagt, desto schöner wird’s.“ Das Wichtigste, so betont er, sind Licht und Schatten, Farbnuancen, Details – Lebendigkeit eben.

Früher wollte Fuchs sein Talent nie zum Beruf machen. Heute könnte er sich ein zweites Standbein durchaus vorstellen. Weil’s ihm jetzt einfach wieder richtig Spaß macht. Wer Interesse hat, kann sich telefonisch (0172/7049273) bei ihm melden.

Gesellschaft, Leute

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