„Wir müssen auf Sicht fahren“

Bürgermeister Josef Niedermair spricht in der Bürgerversammlung über aktuelle Entwicklungen

Hallbergmoos' Bürgermeister Josef Niedermair berichtet über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Gemeinde Hallbergmoos. © Eva Oestereich

Nicht wirklich gut besucht war die diesjährige Bürgerversammlung. Für Rathauschef Josef Niedermair kein Grund zur Besorgnis. Ganz im Gegenteil: „Es gibt scheinbar nichts zu meckern“, freute er sich. Er gab einen umfassenden Überblick über aktuelle Themen – und die Herausforderungen der Zukunft.

Das lässt sich im Großen und Ganzen in drei Stichworten zusammenfassen: Solarparks, Wohnen und Finanzen. Denn selbst Primus unter den Landkreisgemeinden in Sachen Einnahmen und Einwohnerentwicklung muss allmählich auf die Bremse treten. Denn die Gewerbesteuer sprudelt nicht mehr so wie gewohnt.

Demnächst 12.000 Einwohner

„Wir wachsen stetig, aber nicht zu rasch“, fasste der Bürgermeister die Einwohnerentwicklung zusammen. Aktuell zählt man 11.968 Einwohner. Dazu zählen auch die Flüchtlinge: Am 16. Mai sind die ersten 20 Menschen in die neue Unterkunft im MABP eingezogen. Im Juni wird man ziemlich sicher die 12.000-Einwohner-Marke knacken. Zum Vergleich: Ende 2012 hatten 9.847 Personen ihren Hauptwohnsitz im Ort.

- Anzeige -

Menschen aus 94 Nationen leben im Ort, der Ausländeranteil liegt unverändert bei rund 23 Prozent. „Das ist bei uns seit vielen, vielen Jahren so“, appellierte der Bürgermeister die neuen Mitbürger und Gäste in gewohnter Manier aufzunehmen. Der Altersdurchschnitt der „jungen Gemeinde“ ist erneut gestiegen – auf nunmehr 39,5 Jahre.

Das Gros der Bevölkerung (38 %) stellen Menschen im Alter zwischen 41 und 65 Jahren, gefolgt Personen zwischen 17 und 40 Jahren (34 %). Kinder (bis 16 J.) stellen 17 % der Einwohner. Insgesamt ist der Altersdurchschnitt von 39,0 auf 39,4 Jahre gestiegen. 2012 lag er bei 38,11 Jahren. Die Zahl der Geburten (114) liegt deutlich über den Todesfällen (70).

In Hallbergmoos leben 962 Schulkinder, davon besuchen 458 die Grundschule und 209 die Mittelschule. Von einer wenige Entspannung berichtete Niedermair in den Kitas: Rechnerisch gibt es 1.038 Plätze in Krippen, Kindergärten und Horten, vergeben werden konnten wegen des Fachkräftemangels nur 787. „Mittlerweile konnten wir neues Personal gewinnen“, so der Rathauschef. „Im Herbst wird es 36 zusätzliche Krippenplätze geben. In den Kindergärten können wir allen Dreijährigen einen Platz anbieten.“

„Wir müssen auf Sicht fahren“

„Wir müssen auf Sicht fahren. Die Einnahmen werden weniger“, mahnte Niedermair mit Blick auf die Gewerbezahler, von denen mit SAP ein großer der Gemeinde den Rücken kehrt. Man hat zwar ein komfortables Polster (74 Mio. €), dies aber wegen einer einmaligen Sonderzahlung (50 Mio. €). Mit einem solchen „Sechser im Lotto“ sei aber nicht mehr zu rechnen. Für 2023 hat man den Gewerbesteueransatz um ein Drittel auf auf 23 Mio. € reduziert.

Für Großprojekte wie das Wohnhaus an Predazzoallee und das Goldacher Feuerwehrhaus (je 12 Mio. €), Schulhausrenovierung und Kita-Defizitausgleich (je 6 Mio. €) wird man Geld brauchen. Nach den Tarifabschlüssen steigen die Gehälter der 150 kommunalen Beschäftigten von acht auf neun Mio. € jährlichh. Rund 30 Mio. € Kreisumlage, ÖPNV-Beteiligungen und rund eine halbe Million Euro an freiwilligen Leistungen belasten den Haushalt zusätzlich: „Wir müssen runtergehen vom Gas. Das läppert sich zusammen.“ Die Erschließungsstraße „Hallbergmoos-Mitte“ muss noch, so Niedermair, bis Herbst warten, weil man auf die Zusage von staatlichen Fördermitteln (ca. 900.000 €) wartet.

Solarparks: „Ich kämpfe mit Engelszungen“

Ein wichtiges Zukunftsthema ist die Energiewende und die drei geplante Solarparks. Über das größte Projekt der Firma Höflinger Müller (37 Hektar) wird Ende Juni im Kreistag entschieden: „Ich kämpfe mit Engelszungen“ und „Ich werde in der Kreistagssitzung genau hinschauen, wer da die Hand hebt“, machte sich der Gemeindechef dafür stark.

Tendenziell könnte man sich in Freising wohl eine zeitlich begrenzte Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet vorstellen. An der angeschlossenen Gewerbeeinheit (3 Hektar) scheiden sich allerdings die Geister: Höflinger will seinen Firmensitz nach Hallbergmoos verlegen – einschließlich Logistikgebäude, E-Lkw-Flotte Servicestation, öffentlicher E-Tankstelle und eigenen großen Speichermöglichkeiten.

Das Projekt stößt auch bei Bürgern auf Begeisterung: „Das sagt doch der gesunde Menschenverstand, dass man da ‚Ja‘ sagt.“ und „Es ist doch logisch, dass das Unternehmen auch einen Benefit haben muss“, unterstrich eine Besucherin. Niedermair will weiter Überzeugungsarbeit leisten – und rief auch die Bevölkerung dazu an. Wenn alles nichts hilft, könne man über eine Bürgerinitiative nachdenken.

 

Gesellschaft, Topnews

Dieser Artikel erscheint in der Ausgabe:

- Anzeige -
Die jüngsten Ausgaben

Beitrags Archive

Neueste Artikel
- Anzeige -

Das könnte Sie interessieren

Das Neueste aus Hallbergmoos

Weitere Artikel