Vor überschaubarer Kulisse hat Bürgermeister Benjamin Henn seine erste Bürgerversammlung im Gemeindesaal abgehalten. Mit 25 Besuchern vor Ort und 42 Online-Teilnehmern hielt sich der Andrang in Grenzen – ein Umstand, den der neue Rathauschef als durchaus positiv bewertet. Augenscheinlich gibt es kein Thema, das den Bürgern unter den Nägeln brennt. Um die Bürger mitzunehmen, verzichtete Henn ganz bewusst auf einen stundenlangen „Frontalvortrag“.
Zum Auftakt zeigte das Gemeindeoberhaupt den Imagefilm über Hallbergmoos, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, „in was für einer tollen, herzlichen Gemeinde sie leben.“ Nach der Vorstellung des Rathaus-Organigramms hielt der Bürgermeister einen 40-minütigen Vortrag zu den wichtigsten Projekten.
Eines davon ist „die Welle“: Seit der Eröffnung der Surftown im August 2024 waren knapp 43.000 Surfer in den Becken und 200.000 Besucher auf dem Areal. Weitere zentrale Themen waren die Entwicklungsflächen südlich der Dornierstraße sowie die aktuelle Haushaltssituation, bei der Einsparungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro anstehen.
Großprojekte auf der Zielgeraden
Auf der Zielgeraden sind zwei Großprojekte: Das Kommunale Wohnhaus mit 21 Wohnungen an der Predazzoallee (10 Millionen Euro), das im September bezugsfertig sein wird und das Feuerwehrgebäude in Goldach (10,5 Millionen Euro), wo im Herbst 2026 die Inbetriebnahme zu erwarten ist. Für die Feuerwache Hallbergmoos (ca. 11,9 Mio. €) sind die Planungen angelaufen, einen Termin für einen Baubeginn gibt es noch nicht. Die gerade begonnene Grundschulsanierung (4,5 Mio. €) wird bis Herbst 2028 dauern. Für
Schandflecke und Dauerbrenner
In der anschließenden Fragerunde wurden verschiedene kleinere Themen angesprochen, darunter die Verlängerung der Predazzoallee, Fragen zum Kommunalen Wohnbau sowie der „Dauerbrenner barrierefreier S-Bahn-Halt“. Thematisiert wurde die Suche nach einem Kinderarzt, wo laut Henn „Chefsache“ sind und derzeit Gespräche laufen. Als Schandflecken bezeichneten Fragesteller die „Ruine der Bäckerei Weiß“ und die Tankstelle beim Neuwirt (Goldach). Da es sich in beiden Fällen um private Bauvorhaben handelt, konnte der Bürgermeister keine konkreten Auskünfte geben. Planungen, so hieß es, gibt es aber in beiden Fällen. Auch auf eine problematische Bushaltestelle am Volksfestplatz „in einer Wiese“ wurde hingewiesen.
Besonders wichtig war dem Bürgermeister der direkte Kontakt zu den Anwesenden. Er selbst lief mit dem Mikrophon durch den Saal – um nahbar zu sein, wie er sagte. Nach exakt 58 Minuten war die Veranstaltung bereits beendet. Henn legte Wert auf einen kurzweiligen Ablauf statt eines „zweistündigen Frontalvortrags“.
Zahlen, Daten und Fakten
In Hallbergmoos steigt die Bevölkerungszahl kontinuierlich, wenn auch moderat. Zum Stichtag (21. Dezember 2024) zählte die Gemeinde im Münchner Speckgürtel 12.828 Einwohner – ein Plus von 178 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung geht einher mit einem leicht ansteigenden Altersdurchschnitt, der von 39,30 auf 39,70 Jahre kletterte. Damit setzt sich ein bereits länger anhaltender Trend fort: Noch 2019 lag das Durchschnittsalter der Hallbergmooser bei 37,54 Jahren – ein Indiz für die langsame, aber stetige demographische Verschiebung in der Gemeinde.
Kulturelle Vielfalt
Die natürliche Bevölkerungsentwicklung zeigt sich robust: 101 Geburten standen im vergangenen Jahr 72 Sterbefälle gegenüber. Besonders bemerkenswert ist die kulturelle Vielfalt der Gemeinde. Jeder fünfte Einwohner (21 Prozent) besitzt keinen deutschen Pass. Diese 3.296 Menschen stammen aus nicht weniger als 99 Nationen – ein Mikrokosmos globaler Diversität. Die größten Gruppen bilden Zugewanderte aus Rumänien (368), der Türkei (318), Bosnien und Herzegowina (285), Kroatien (238) und Ungarn (201). 158 Italiener, 103 Österreicher und 47 Briten haben in der Moosgemeinde ihre Heimat gefunden.
Wirtschaftliche Attraktivität
Die unmittelbare Nähe zum Flughafen München und die 1.538 ansässigen Unternehmen – darunter rund 270 im Munich Airport Business Park – machen Hallbergmoos zu einem internationalen Wirtschaftsstandort mit entsprechender Sogwirkung.
Familienfreundliche Kommune
Auch infrastrukturell präsentiert sich die Gemeinde familienfreundlich. Insgesamt 1.038 Betreuungsplätze stehen für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr zur Verfügung. Das differenzierte Angebot umfasst 198 Krippenplätze, 465 Kindergartenplätze, zehn Betreuungsplätze in der Tagespflege sowie 360 Plätze in Horten und der Mittagsbetreuung für Grundschüler. Bemerkenswert: Im Betreuungsjahr 2024/25 konnte allen angemeldeten Kindergarten- und Krippenkindern ein Platz angeboten werden – eine Situation, von der andere Kommunen nur träumen können. Die Bildungslandschaft wird durch die Grundschule mit 457 Schülern und die Mittelschule mit 200 Schülern abgerundet. Neue Straßen erhielt die Gemeinde im vergangenen Jahr lediglich eine: die Stieglitzenhöhe.
Während andernorts kommunalpolitische Gräben schon mal tief sein können, präsentiert sich der Hallbergmooser Gemeinderat harmonisch: Von 98 Beschlüssen wurden beachtliche 74 einstimmig gefasst – eine Quote von über 75 Prozent. In zwölf Sitzungen behandelten die Ratsmitglieder 135 Tagesordnungspunkte, wofür sie exakt 1.206 Minuten – also etwas mehr als 20 Stunden – aufwendeten. Ein Zeichen lokalpolitischer Effizienz, die angesichts der vor der Gemeinde liegenden Herausforderungen auch dringend notwendig sein dürfte.
Alle Zahlen und Daten sind auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht.