Anderthalb Stunden Debatte um einen Zaun: Es waren ordentlich Emotionen im Spiel als der Hallbergmooser Gemeinderat die Frage diskutierte: Soll der Freiherr-von-Hallberg-Platz zum Schutz der Grundschüler eingezäunt werden – oder bleibt er offen für alle? Am Ende setzte sich ein Kompromiss durch.
Schon früh war spürbar, dass das Thema bewegt. Viele Eltern von Schulkindern saßen dicht gedrängt auf den Zuhörerplätzen. In einer – nicht durchweg sachlichen – Debatte ging es um Grundsätzliches und die Frage: Wie viel Schutz brauchen unsere Kinder – und wie viel Offenheit ein Ort? Grund für die Neuauflage der 2023 schon einmal geführten Debatte: Eine „neue Gefährdungsbeurteilung“ durch Schulleitung und Verwaltung ließ Bürgermeister Benjamin Henn das Thema wieder aufgreifen. Denn der Pausenhof ist zu jeder Zeit öffentlich zugänglich. Das birgt Sicherheits- und Hygienerisiken: Fremde Personen können das Schulgelände unbemerkt betreten, wiederholt wurden Müll, Hundekot, ja sogar Spritzen gefunden. Man habe ihm, so Bürgermeister Benjamin Henn, dringend angeraten, das Schulgelände klar vom öffentlichen Platz zu trennen – nicht zuletzt wegen der Haftungsfrage. „Das ist keine Pflicht, aber eine Verantwortung“, betonte er.
„Große Fläche mit geringer Aufenthaltsqualität“
Die Planerinnen der Grünfabrik stellten zwei Varianten vor. Die „Basisvariante“ sieht dem Abbau der Hügel und eine Einzäunung des nördlichen Pausenhofs vor, die erweiterte Konzeption die Einfriedung des gesamten Hallberg‑Platzes – inklusive der Flächen zwischen Dreifachturnhalle und Bibliothek. „Das ist eine sehr große Fläche, aber mit geringer Aufenthaltsqualität – da lässt sich etwas entwickeln“, so das Fazit der Planerinnen. Der Kostenrahmen liegt bei rund 400.000 Euro, die Umsetzung wäre in Bauabschnitten denkbar.
Drei bis sechs Quadratmeter pro Schüler
Über die Einzäunung des gesamten Pausenhofs – einschließlich Hallberg-Platz – wurde im Rat heftig gerungen. Rechtlich vorgeschrieben sind mindestens drei bis sechs Quadratmeter Pausenfläche pro Schüler. Der nördliche Pausenhof allein würde somit rechnerisch für 800 Schüler ausreichen. Rektor Weichs rechnet in den nächsten fünf Jahren mit steigenden Schülerzahlen bis zu 500.
Schulreferentin: Kein Luxus, sondern Notwendigkeit
Schulreferentin Silvia Edfelder (CSU) machte deutlich: „Unsere Kinder sitzen immer mehr und bewegen sich immer weniger – sie brauchen sichere Räume. Ein strukturierter Außenbereich ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit.“ Jugendreferent und Lehrer Damian Edfelder (CSU), sorgte mit einer Zuspitzung für Proteste der Ratskollegen: „Kinder sind keine Legehennen, die man nach Quadratmetern bemisst“ und „Hier müssen Ahnungslose mitentscheiden.“
„Kein Zaun für etablierten Treffpunkt in der Ortsmitte“
Thomas Henning (FW) dankte für die „lustige Polemik“, wandte sich nachdrücklich dagegen, „den Platz der Bevölkerung mit einem 1,40 Meter Gitterzaun zu nehmen“. Der Ort sei ein etablierter Treffpunkt in Mitte der Gemeinde. Ein Zaun verändere das Ortsbild und Aufenthaltsqualität, argumentierte Heinrich Lemer (FW).
Kompromiss gefunden: Basisvariante, in zwei Jahren nachjustieren
Nachdem die große Variante mehrheitlich (15:7) abgelehnt worden war, stand am Ende ein Kompromiss, den Stefan Kronner (SPD) formuliert hatte – unterstützt von Henning (FW), Marcus Mey (CSU) und Robert Wäger (Grüne): Der Rat votierte einstimmig für eine „Basisvariante“. Sie sieht eine Einzäunung des nördlichen Schulhofs vor, lässt den Hallberg-Platz als offenen, öffentlichen Raum unangetastet. In zwei Jahren könne man nachjustieren und bei Bedarf den Lehrerparkplatz zum weiteren Pausenhof machen, hieß es. Die Kosten werden mit etwa 310.000 Euro veranschlagt. Inklusive aller Baunebenkosten rechnet man mit ca. 710.000 Euro.