Langjährigen Mitgliedern bescherte die Jahreshauptversammlung des Gartenbauvereins ein unschöne Deja-Vu-Erlebnis: Die beiden Vorsitzenden, Sabine Brügel und Wolfgang Reiland, und die Kassenverantwortliche Regina Hasenöhrl wollen ihre Posten abgeben. Weil keine Nachfolger in Sicht sind, droht die Vereinsauflösung. Nun gibt man sich noch ein halbes Jahr Zeit, um das Ruder herumzureißen – mit Hilfe starker Fürsprecher der Gemeinde.
Eigentlich ist der Verein gesund und munter – und erfreut sich vieler Ehrenamtlicher, die zupacken. Die Aktivitäten des vergangenen Jahres – vom Kartoffelwettbewerb für Kinder bis zur Krautaktion – füllen mehrere Seiten. Und doch steht man vor einer ungewissen Zukunft.
Keine Probleme, kein Streit
„Es ist nicht so, dass es Probleme oder Streit gibt. Wir wollen nur nach 20 Jahren die Verantwortung abgeben“, formulierte die Vereinsvorsitzende Sabine Brügel die Beweggründe für den schon vor geraumer Zeit angekündigten Rückzug dreier Hauptverantwortlicher. Alle Bemühungen, Nachfolger zu finden, sind laut Christina Karl (Schriftführerin) bisher ins Leere gelaufen.
Im Jahr 2002 stand man schon einmal vor diesem Problem: „Damals bin ich als ziemlich passives Mitglied zum Jahrestreffen gegangen ist und als zweite Vorsitzende wieder raus“, erinnerte sich Brügel, die mittlerweile seit acht Jahren 1.Vorsitzende ist. Klaus Stallmeister, seinerzeit Bürgermeister, habe mit „Engelszungen“ Überzeugungsarbeit geleistet und den Verein vor dem Aus gerettet.
“Traditionsverein darf nicht liquidiert werden”
Das gelang dieses Mal nicht auf Anhieb – trotz der leidenschaftlichen Plädoyers von Vereinsreferent Thomas Henning, Bürgermeister Josef Niedermair und Alt-Bürgermeister Klaus Stallmeister: „Dieser aktive Traditionsverein, der seit 1979 existiert, darf nicht liquidiert werden. Das wollen der Bürgermeister und ich nicht miterleben“, unterstrich Henning. Das Wissen und die Aktivitäten in Sachen Landschaftspflege seien für Gemeinde und Gesellschaft von unschätzbarem Wert und erfahren doch, so Henning weiter, gerade bei jungen Menschen und Familien derzeit einen „Hype“.
Ziel: Generationswechsel an der Spitze
Auch der Rathauschef wandte sich mit Nachdruck an die 47 Anwesenden, einen Generationswechsel an der Spitze zu vollziehen: „Es gibt doch junge Mitglieder. Sie werden ja nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern von den erfahrenen Kräften auch in Zukunft unterstützt“, betonte Niedermair. „Ich bin selbst das beste Beispiel – und in einer schwierigen Situation eingesprungen“. „Ihr wärt nicht alleine“, versicherte der Ehrenvorsitzende Günther Frombeck, der wie Gründungsmitglied Georg Förg der Versammlung beiwohnte.
Noch ein halbes Jahr
Auf den Kompromissvorschlag von Alt-Bürgermeister Stallmeister ging die Versammlung – und nach vier Augen-Gesprächen mit dem Vereinsreferenten – auch die Vorstandschaft einmütig ein: Die Neuwahlen der Führungsriege wurden vertagt. Ein halbes Jahr gibt man sich noch, um dann in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine neue Vorstandschaft zu wählen oder – falls sich niemand findet – die Vereinsauflösung zu beschließen. In der Zwischenzeit werden Vereinsspitze und Vereinsreferent, der dem Verein noch in der Versammlung beitrat, nach Wegen aus der Misere suchen. Ein erster Beratungstermin ist in zwei Wochen angesetzt. Mitglied Helga Meinelt steht, sollte sich keine Kassenverantwortliche finden, nach eigenem Bekunden „als Notnagel“ zur Verfügung. (eoe)