Vanlife mit Rudolpho

Julia Lehnhardt und Marius Haslbeck bauen einen Transporter zum Camper um

In Eigenregie bauen sich Julia Lehnhardt und Marius Haslbeck ihren Van aus. Es trägt den klingenden Namen „Rudolpho“. © Eva Oestereich

Einfach einsteigen, losfahren und spontan entscheiden, wo’s hingeht, ob man bleibt oder die Reise weitergeht – das kleine Zuhause, Bett, Schrank, Küche, Geschirr und Gaskocher fährt mit. „Vanlife“, wie es auf neudeutsch heißt, liegt voll im Trend. Auch Julia Lehnhardt und Marius Haslbeck haben sich davon inspirieren lassenlassen: Das Paar baut gerade einen gebrauchten Transporter zum Camper aus. Schon Ende Mai soll’s mit dem rollenden Zuhause auf die erste Tour gehen.

Julia und Marius sind seit acht Jahren ein Paar. Die Leidenschaft für Camping wurde quasi Julia in die Wiege gelegt: „Ich habe mit meinen Eltern immer solche Urlaube gemacht und kann mich gar nicht daran erinnern, jemals in einem Hotel die Ferien verbracht zu haben.“ Die 22-Jährige konnte ihren Partner dafür begeistern: „Ich habe ihn 2014 einfach mal mitgeschleppt“, schmunzelt Julia. Bei den ersten Touren übernachtete das Paar noch im Auto – und der hochgewachsene Marius stieg am nächsten Morgen reichlich zerknittert aus. „Ich konnte mich schier nicht mehr bewegen“, erinnert sich Marius.

Vanlife ist Trend

Ein paar Mal haben die beiden dann einen Camper für ihre Sardinien-Urlaube gemietet. Bis sie schließlich zu Jahresbeginn den Entschluss fassten, sich einen eigenen Van zuzulegen. Damit liegen sie voll im Trend: Kaum eine Touristikzweig boomt so wie der Camping-Urlaub. Das selbst ausgebaute Reisemobil. Gerade junge Menschen entdecken es für sich. Die Seiten von Vanlife-Influencer im Internet erhalten millionenfache Klicks.

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Im März haben Julia und Marius einen gebrauchten Fiat Ducato L1H1 ergattert – mit nur 50.000 Kilometern auf dem Buckel. Es war vorher ein Spenglerei- und Dachdeckerfahrzeug, Baujahr 2016, 116 PS.

„Rudolpho“ haben sie ihren neuen Liebling, mit dem sie nun viel Zeit verbringen, getauft: Weil seine rote Farbe sie an die rote Nase von Rentier Rudolph erinnert. Das „O“ wurde hinten noch drangehängt, weil beide ausgemachte Italien-Fans sind.

Learning By Doing

Dass sie sich da ganz schön was vorgenommen haben, ist ihnen bewusst: „Wir sind ja beide keine Handwerker“, sagt Marius. Er selbst Außenhandelskaufmann, Julia Frisörin. Aber es gibt ja reichlich Anleitungen im Internet. Auf Youtube beispielsweise, wo es etliche Channels mit Do It You Self-Hilfen gibt. Beim ‚Freundship‘, ‚vans of germany‘ oder ‚vw t4 oskar‘ schauen sich die Hallbergmooser gerne was ab.

Rudolpho auf Instagram

Ihre eigenen Fortschritte und Erfahrungen dokumentiert das Paar auf Instagram unter Vanlife_with_Rudolpho. Ihr Motto: Learing by Doing.

Und das funktioniert wirklich gut: Die Verkleidung haben die beiden schon rausgerissen, den Boden auch – und alles neu gedämmt, lackiert und mit schickem Laminat-Fußboden in Holzoptik und mit weiß getünchten Pappel-Sperrholz-Wänden ausgestattet. Das Dämmen: Nicht wirklich ein Vergnügen. Ihr Tipp fürs Bodenverlegen: Knieschoner. „Unsere Beine sahen aus als hätten wir einen Boxkampf hinter uns.“

Bammel vorm Dachfenster

Den größten Bammel hatten die beiden vor der Dachluke: Mit der Stichsäge ein Loch in die Decke zu schneiden und das Fenster passgenau einzubauen: Da braucht es dann doch ein wenig handwerkliche Erfahrung. Julias Stiefvater und der Nachbar halfen. „Das hätten wir uns alleine nicht getraut“, gibt Marius zu. Und es passt alles auf den Millimeter.

Wegen des Lockdowns konnten die Vanlife-Fans mehr Zeit für Rudolpho aufbringen. Das nasskalte Wetter hat sie allerdings immer mal wieder ausgebremst. Aber jetzt geht’s hochmotiviert weiter. Das Bett ist gerade dran: 1,85 breit und 1,70 Meter lang – mit Stauraum für die Camping-Ausrüstung, Sonnensegel und Boxen zum Verstauen darunter. Dann noch die Küchenzeile – mit Kochstelle, Esstisch und Sitzgelegenheit. Der Fahrradträger wird am Ende hinten am Fahrzeug montiert.

Wenn alles so weiter geht, wie geplant, wollen Julia und Marius Ende Mai oder Anfang Juni mit Rudolpho das erste Mail losrollen. „Vielleicht erst einmal für ein Wochenende“. Ihr Ziel? Das hängt natürlich davon ab, was mit Corona möglich ist. Erklärtes Sommerziel ist natürlich Italien. Und auf alle Fälle geht’s nach Predazzo: „In unserer Partnergemeinde waren wir noch nie. Das wollen wir unbedingt hin“, verrät Marius. Mit einem Van, der Rudolpho heißt, werden die beiden sicherlich herzlich – und mit einem „Bello Ciao!“ empfangen.

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