Ultrafeinstaub-Messungen gestartet

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber gab offiziellen Startschuss für wichtiges Forschungsprojekt

Den Startschuss für die Ultrafeinstaub-Messungen gaben Professorin Anke C. Nölscher und Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber. © Eva Oestereich

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hat am Montag (19. April) in Hallbergmoos den offiziellen Startschuss für ein wichtiges Forschungsprojekt gegeben: Im Umfeld des Flughafen Münchens werden Ultrafeinstaubpartikel gemessen und analysiert – und zwar auf dem Hallbergmooser Volksfestplatz und der Stadtgärtnerei in Freising. Die Daten werden über einen Zeitraum von drei Jahren erhoben und von der Universität Bayreuth wissenschaftlich ausgewertet.

„Wir betreten Neuland“

„Wir betreten Neuland bei dem Thema“, unterstrich Umweltminister Glauber. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erhofft sich von dem Projekt Erkenntnisse über die Entstehung und Verbreitung der ultrafeinen Partikel (UFP) sowie deren chemischer Zusammensetzung. Sie sollen dazu beitragen, die Auswirkungen von UFP auf Menschen und Umwelt besser abschätzen zu können. Die Messwerte werden in Bezug gesetzt mit typischen Ergebnissen anderer Umgebungen wie dem Straßenverkehr verglichen. Die Resultate werden auch mit Messwerten mobiler Partikelzähler abgeglichen.

Ultrafeinstaub vom Flughafen und Straßenverkehr

Selbst die Weltgesundheitsorganisation WHO ist sich bei der Bewertung der Gesundheitsschädlichkeit der winzig kleinen Partikel noch nicht einig. Es wird aber angenommen, dass Ultrafeinstaub ähnlich wirkt wie Feinstaub, der – so viel ist bekannt – von Flughäfen und Straßenverkehr abgegeben werden.

- Anzeige -

Kein Feigenblatt

Deshalb misst und analysiert der Freistaat Bayern nun den Ultrafeinstaub: „Gesunde Luft ist eines der wichtigsten Themen. Die neuen Messtationen werden uns eine sichere Datengrundlage für die Wissenschaft liefern“, betonte der Umweltminister. „Das zeigt, dass wir es ernst meinen und es nicht nur ein Feigenblatt ist.“

Was machen diese winzigen Ultrafeinstaubpartikel (UFP)? In welcher Konzentration kommen sie vor? Und gibt es einen Zusammenhang mit dem Flugverkehr am Münchner Airport? Diesen Fragen geht der Bürgerverein Freising schon seit 2017 mit mobilen Messgeräten an fünf Standorten nach. Ergebnisse. Mit dem Forschungsprojekt der Uni Bayreuth, für das das Umweltministerium 760.000 Euro zur Verfügung stellt, erhält man nun wissenschaftliche Unterstützung. Mit im Boot ist auch das Helmholtz-Zentrum in München.

Landrat Helmut Petz: „Quantensprung“

Landrat Helmut Petz (Freie Wähler) bezeichnete das Projekt als „Quantensprung“: „Jetzt ist das Projekt da, wo es hingehört. Nämlich in staatlicher Hand.“ Der Landkreis habe schon den Bürgerverein unterstützt – aus Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung: „Es gibt verdichtete Hinweise darauf, dass Ultrafeinstaub-Partikel im Körper was machen.“

OB Tobias Eschenbacher: Projekt verlängern

Weil der Flugverkehr derzeit pandemiebedingt eingeschränkt ist, regte Freisings OB Tobias Eschenbacher an, dass Projekt zu verlängern, „bis wieder normaler Verkehr ist.“ Er dankte dem Minister und MdL Benno Zierer dafür, dass das Thema auf die politische Agenda des Bayerischen Umweltministeriums genommen wurde. Der Flughafen, so Eschenbacher, weigere sich indes, auf seinem Grund Messungen zuzulassen. Deshalb habe man zwei Standorte in unmittelbarer Nähe des Airports gewählt. „Es geht uns nicht darum, den Flughafen zu behindern, sondern darum, die Auswirkungen auf die Bevölkerung abschätzen zu können und zu verringern.“

Modernste Messtechnik

Projektleiterin ist Anke Nölscher, Professorin für atmosphärische Chemie an der Universität Bayreuth. Wie man nun vorgeht und was in den mit modernster Messtechnik ausgestatteten Container passiert, erläuterte Doktorand Julius Seidler. Es werde nun das „sehr komplexe Stoffgemenge“ in der Luft analysiert wird. Dabei wird die Umgebungsluft eingesaugt, die winzig kleinen Ultrafeinstaubpartikel gefiltert, klassifiziert, analysiert und weitere Luftgüteparameter gemessen. Wie winzig diese Teilchen sind, verdeutlichte Seidler anhand eines Beispiels: Wenn man ein einzelnes Kopfhaar 1000 Mal teilt, ergibt das in etwa die Größe eines UFP. Dabei macht man sich die elektrische Mobilität der Teilchen zu Nutze: Sie werden mit einer Hülle aus Alkohol umgeben und dann in einen Kondensationspartikel-Gerät gezählt.

Gesellschaft, Politik, Topnews

Dieser Artikel erscheint in der Ausgabe:

- Anzeige -
Die jüngsten Ausgaben

Beitrags Archive

Neueste Artikel
- Anzeige -

Das könnte Sie interessieren

Das Neueste aus Hallbergmoos

Weitere Artikel