Schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte droht

Was die Gemeinde unternimmt, um Unternehmen zu unterstützen

Die Corona-Pandemie wird sich nachhaltig auf die Wirtschaft auswirken. Die Bundesregierung rechnet mit einer schweren Rezession. Allein der deutsche Einzelhandelsverband erwartet 50.000 Insolvenzen. Die mittlerweile fünfwöchigen Geschäftsschließungen verursachen Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe. Auch der Wirtschaftsstandort Hallbergmoos wird davon nicht verschont bleiben. DER HALLBERGER hat bei Wirtschaftsförderer Alexander Mademann nachgefragt, wie sich die Situation vor Ort darstellt – und inwieweit die Kommune gegensteuern kann. 

Hallberger: Herr Mademann, wenden sich Unternehmen mit ihren Problemen an das Sie?

Alexander Mademann: Einige Unternehmen haben sich bereits mit diversen Themen und Fragestellungen an uns gewandt. Gerade zu Beginn der einschränkenden Maßnahmen war dies der Fall. Das Spektrum reicht von Nachfragen nach Mund-Nasenschutzmasken bis hin zu eigenen Lieferangeboten.

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Der Hallberger: Wie können Sie helfen? Unterstützen Sie die Betriebe beispielsweise bei Anträgen? Beispielsweise was Fragen zu Kurzarbeit, Soforthilfen, Kredite oder Stundungen angeht?

Mademann: Grundsätzlich muss man feststellen, dass sehr viele Unternehmen bereits schon sehr gut über die eingeleiteten Unterstützungsmaßnahmen des Bundes und des Landes Bayern Bescheid wissen. Um alle Unterstützungsmaßnahmen übersichtlich und zusammengefasst darzustellen, hat die Wirtschaftsförderung ein Informationsblattblatt hierzu erstellt, in dem auch die einschlägigen Links zu den Antragstellungen und weiterführenden Unterlagen genannt sind. Dieses Infoblatt wird laufend ergänzt und überarbeitet.

Der Hallberger: Inwieweit können sie beratend zu Seite stehen?

Mademann: Bei der Beratung beschränken wir uns auf die Informationsweitergabe zu den aktuellen Programmen und Maßnahmen sowie zu den Antragswegen. Eine konkrete Beratung für die Unternehmen sowie für Selbständige zu den für die Hilfsprogramme und Hilfsmaßnahmen notwendigen, einzureichenden Unterlagen und Anträgen oder eine Ausarbeitung sowie Zusammenstellung dieser Unterlagen und Anträge, überlassen wir den beauftragten Steuerberatern, Rechts- oder Unternehmensberatern. Diese haben im Regelfall die sofortige und umfassende Übersicht über die erforderlichen Daten und Zahlen ihrer Mandanten und können damit zielgerichtet und vor allem schnell die nötigen Unterlagen erstellen und Anträge ausfüllen. Würden wir hier ernsthaft eine Beratung übernehmen wollen, müssten wir uns erst einen umfassenden Überblick über die Datenlage des Unternehmens verschaffen. Dies würde den Unternehmen und Selbständigen zu viel Zeit bei der Beantragung kosten und ist unseres Erachtens hier nicht zielführend.

Der Hallberger: Wie sieht die Situation im Munich Airport Business Park aus?  Wie bei den geschlossenen Hotels? Einige haben ja erst kürzlich eröffnet.

Mademann: Auch Hallbergmoos, der MABP und die ansässige Unternehmen bleiben nicht vor den Folgen verschont, die die Corona-Krise und der angeordnete Lockdown mit sich bringen. Das gilt natürlich ganz besonders für Branchen, die mit dem Reiseverkehr und dem Tourismus zu tun haben. Allen voran sind die Hotels und Gasthäuser zu nennen, die von jetzt auf gleich von guten Belegungszahlen auf nahezu Null herunterfahren und schließen müssen. Hallbergmoos trifft es aufgrund der Vielzahl an Hotels eben ganz besonders und wir hoffen natürlich, dass all diese Hotels, auch die kürzlich eröffneten, weiterbestehen und natürlich wiedereröffnen.

Der Hallberger: Wie kann die Kommune die Branche unterstützen?

Mademann: Selbstverständlich wird die Wirtschaftsförderung der Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten Ideen und Konzepte einbringen, um der örtlichen Wirtschaft zu helfen. Die Konzepte müssen allerdings breiter aufgestellt sein, rechtlich zulässig sein und es sollte nicht nur eine Branche oder ein Unternehmenszweig für sich allein betrachtet und gefördert werden. Denn es gibt auch eine Vielzahl von Unternehmen und Kleinstbetrieben, die unter den Folgen des Lockdowns finanziell leiden.
Zur Realität gehört aber auch, sich klar zu machen, dass es sich gerade bei den angesprochenen Hotels um sehr hohe Liquiditätsbedarfe dreht, welche die Gemeinde Hallbergmoos, egal welche Maßnahmen wir ergreifen, nie decken kann und darf. Hier müssen die bundes- und landesweiten Finanz- und Unterstützungshilfen zielgerichtet greifen, damit diese Unternehmen die Krise überstehen können.

Der Hallberger: Sind kommunale Liquiditätshilfen möglich?

Mademann: Die Gemeinde Hallbergmoos trägt zur Liquiditätsschonung bei den Unternehmen bei. Denn die Herabsetzung von Steuervorauszahlungen oder Steuerstundungen beim Finanzamt betrifft und trifft die Gemeinde direkt. Eine weitere, sinnvolle Unterstützung findet gerade für den Einzelhandel statt. Die Gemeinde Hallbergmoos versorgt freiwillig jedes örtliche Einzelhandelsunternehmen mit einem sog. „Masken-Starterpaket“. Dieses Paket beinhaltet 100 Masken pro Unternehmen. Somit muss kein Unternehmen befürchten, auf Grund eines Maskenengpasses nicht wieder öffnen zu können.

Der Hallberger: Gibt es darüber hinaus gemeinsame Anstrengungen der Nordallianz?

Mademann: Derzeit erfolgt ein regemäßiger Austausch zwischen den Mitgliedergemeinden der Nordallianz. Es werden die getroffenen Maßnahmen und Auswirkungen in der Corona-Krise besprochen. Konkrete gemeinsame Vorhaben sind derzeit nicht erforderlich.

(eoe)

Gesellschaft, Wirtschaft

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