Schulschafe sind eingezogen

Bayernweit einzigartiges Projekt an der Mittelschule in Hallbergmoos

Panik an Silvester schoben die sieben "Schulschafe" an der Mittelschule © Eva Oestereich

Hunde, Pferde, Delfine: von ihnen weiß man, dass sie Menschen guttun. In Kliniken oder Seniorenhäusern unterstützen sie oftmals die Behandlung. Schafe hat man als Therapietiere noch eher selten gesehen. Nun gibt es in Hallbergmoos „Schulschafe“: Ein Projekt, das ist Bayern einzigartig sein dürfte.

Zu verdanken hat man es Roya Klingner. Die Leiterin der Offenen Ganztagsschule ist eine international gefragte Expertin für tiergestützte Therapien. In dem von ihr gegründeten Zentrum für hochbegabte Kinder hat sie schon sehr gute Erfahrungen mit Alpakas und Lamas gemacht.

Dann stieß sie auf alpine Steinschafe: „Sie zählen zu den ältesten Schafrassen, sind vom Aussterben bedroht und werden seit jeher in kleinen Gruppen gehalten. Sie sind auf den Menschen wesentlich fixierter als andere Schafrassen, zutraulich, verschmust und haben einen tollen Charakter“, schwärmt Klingner. Charakteristisch für die Tiere sei die
Teambildung und der Zusammenhalt.

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„In größeren Herden würde sich das nicht so ausbilden“, weiß die Expertin. Klingner vertiefte ihr Wissen, lernte spinnen und wie man Wolle verarbeitet. Sie kaufte fünf Schafe auf dem Biohof Zierer in Kleinbachern, jetzt sind es schon sieben. Sie fing an, mit den Schafen zu trainieren. Weil sie aus Erfahrung weiß: „Die Kinder beruhigt es, schenkt Vertrauen und Verantwortung und ist nebenbei auch noch gut für das Ökosystem.“

Mit ihrer Idee, Schafe im Schulalltag zu integrieren, stieß sie bei Rektor Rudolf Weichs und der Gemeinde auf offene Ohren: „Wir haben Kinder, die die Pandemie nicht so
richtig gut verkraftet haben. Und Flüchtlingskinder aus der Ukraine. Das tut ihren Seelen gut“, so Klingner.

Sieben “Mädels” – alle mit eigenem Charakter

Seit Beginn der Sommerferien grasen die Tiere nun auf der Wiese neben dem Pausenhof: Senija, Senta, Chesstra, Sternchen, Sylveria, Weida und Sandy heißen sie.
Jedes mit eigenem Charakter: Senta, die Anführerin. Die herzensgute Senija, die über die Gruppe wacht und notfalls alarmiert. Und Sternchen, das schwarze Schaf: das klügste Mitglied der Herde.

Das Empfangskomitee – Schüler, Lehrer, Rektor Weichs und Bürgermeister Josef Niedermair – war begeistert. Die anfängliche Zurückhaltung der Neuankömmlinge
legte sich schnell, sie wurden schnell zutraulich und ließen sich gerne das Fell bürsten.

Der Kontakt ist wichtig – für Mensch und Tier

Ab Herbst werden sich 20 Ganztagsschüler um die Tiere kümmern. „Wir haben die Kinder natürlich vorbereitet. Mit jeder Menge Informationen über Schafe, Natur und Kräuter.“ Nachmittags wird dann ausgemistet, gefüttert und natürlich gestreichelt. Der Kontakt ist wichtig – für Mensch und Tier. In den Ferien sind Roya Klingner und ihr Mann täglich bei ihren vierbeinigen Schützlingen. „Das sind trainierte Schafe. Die müssen jeden Tag einen Menschen sehen und mit ihm in Kontakt haben. Übungen und Rituale
müssen wiederholt werden.“

Wie die Kommune unterstützt auch der Träger der Ganztagsschule, die Johanniter-Unfall-Hilfe, das Projekt: „Das ist eine Premiere und einzigartig“, so Susanne Sebald (Koordinatorin für die Offene Ganztagschule). Bayernweit ist es, soweit Klingner weiß, das erste Mal, dass eine Schafherde an einer Schule gehalten wird. „Ich hoffe, dass es mehr werden.“

Jetzt sind die Tiere erst einmal für ein Jahr in Hallbergmoos – mit Verlängerungsoption.

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