Jetzt steht es: Das Grundgerüst für die Verlängerung der Predazzoallee in Hallbergmoos. Seit fast zwei Jahrzehnten wird die Ortseinfallstraße sehnsüchtig erwartet. Nachdem die Kommune im vergangenen Jahr den fehlenden Grund erwerben konnte, legt man nun mit den Planungen los. Basis ist eine Machbarkeitsstudie für die etwa 300 Meter lange Trasse, die dem Gemeinderat nun vorgestellt wurde. Etwa 1,8 Millionen Euro soll der Straßenbau kosten – plus etwa 150.000 Euro für die Versorgungsleitungen.
Rumpf ohne Kopf und Füße
Der Gemeinderat war mit der Grundkonzeption sehr zufrieden. Denn die neue Trasse, so der einhellige Tenor, schafft große Entlastung. Für die Ludwigstraße im Norden und die Hauptstraße (FS 12) im Süden, die bislang die Haupteinfallstraßen sind. Wer über die „Mitte“ – von der Bundesstraße B 301 und dem Gewerbegebiet – kommt, gelang nur im Zickzack-Kurs zur Theresienstraße und die Ortsmitte. Denn an der Maximilianstraße endet die Predazzoallee. Von da ab geht es über die Wohngebiete an der Otto-, Leopold- oder Auenstraße in den Ortskern. Ein „Rumpf ohne Kopf und Füße“ beschrieb Stefan Kronner (SPD, Referent für Ortsentwicklung) die momentane Situation.
In Zukunft soll’s schnurstracks in östlicher Richtung zur Theresienstraße weiter gehen – zunächst über einen Kreisverkehr an der Maximilianstraße mit 32 Metern Durchmesser. Der sei, so Planer Ralf Schelzke, stark genug um das tägliche Verkehrsaufkommen von aktuell 6000 Fahrzeugen locker zu bewältigen. Bis zu 15.000 Kfz schafft der Kreisel „ohne größere Wartezeiten“. Anschließend führt die Trasse 35 Meter auf der Achse der bestehenden Predazzoallee. Dann macht sie einen leichten, S-förmigen Schwenk, um schließlich laut Beschluss in einem großzügigen Korbbogen auf die Theresienstraße einzumünden. Für den Bau werden die Alte Ringerhalle und ein Wohnhaus abgerissen. Während des Baus soll der Verkehr über eine Behelfsumfahrung geleitet werden.
Ein Plus an Mobilität
Die neue „komfortable Verbindung“ sei ein „Plus, was Mobilität angeht“, so Schelzke. Die Gestaltung der Trasse orientiert sich an der vorhandenen zweispurigen Predazzoallee: Sie wird beiderseits von einem jeweils 2,50 Meter breiten Grünstreifen, einem Rad- und Fußweg sowie Parkbuchten für 30 bzw. 40 Fahrzeuge flankiert wird.
Lärmschutzwand – sinnvoll oder nicht?
Auf Skepsis traf im Rat die geplante, etwa zwei Meter hohe Lärmschutzwand. „Das stört mich optisch enorm und ist auch nicht sinnvoll“, urteilte Heinrich Lemer (FW). Aus seiner Sicht hätte die Wand nur einen Placebo-Effekt. Schließlich gehe es nicht um eine Schnellstraße. „Das entspricht den Wünschen der Anwohner. Wir haben uns notariell dazu verpflichtet“, so Bürgermeister Harald Reents. Im weiteren Planungsverlauf werde man, so Reents, noch ein Lärmgutachten einholen.
Schlagabtausch zwischen Henning und Wäger
Zwei Fronten und Ideologien prallten in der Debatte um die Fuß- und Radwege aufeinander: Robert Wäger (Grüne), Fahrradbeauftragter der Kommune, setzte sich für einen Trennung von Fuß- und Radweg ein. Notfalls müsse man eben den Autos Platz und Parkplätze wegnehmen. Dafür plädiere auch der Arbeitskreis Radwege. „Wir müssen die Zukunft einläuten“, verwies er auf moderne Verkehrskonzepte, wo Pkw, Radfahrer und Fußgänger gleichberechtig sind.
Ein gereizt wirkender FW-Fraktionschef hielt dagegen: Er wolle sich „dem Wahn, Autos zu verdummteufeln“ nicht anschließen, echauffierte sich Thomas Henning. „Wir können nicht alles mit den ÖPNV abdecken, die Bürger müssen mobil bleiben“. Henning echauffierte sich über Wägers – von der Pressebank aus nicht erkennbares – Verziehen der Mundwinkel und verwahrte sich dagegen „ausgelacht zu werden.“ „Du redest von verdummteufeln und beschwerst dich? Du solltest nachdenken, wer sich hier im Ton vergreift“, konterte Wäger.
Kompromiss statt Kampfabstimmung
Nach einem Ordnungsruf von Bürgermeister Harald Reents (CSU) konnte der Rat noch einen gangbaren Kompromiss finden und eine „Kampfabstimmung“ (Reents) so vermeiden: Laut einstimmigem Beschluss wird auf Basis der Studie weitergeplant. Die Optionen für einen separaten Radwegs solle darin aufgezeigt werden. Auch Vertreter der Einigkeit hatten sich für eine Überprüfung einer solchen Variante ausgesprochen. Man werde, so Reents, ohnehin sehen müssen, was „was in den nächsten Haushalten unterbringt“. Vorerst sind nur die Planungskosten drin. Der Straßenbau ist, wie es hieß, keine Pflichtaufgabe der Gemeinde, aber – so Lemer und Kronner unisono – ein Versprechen an die Bürger, das man nun einlösen könne.