Der HALLBERGER stellt in Folge verschiedene landwirtschaftliche Betriebe vor – heute den Fritzhof in Hallbergmoos unter der Leitung von Peter Zenker.
In der Mathildenstraße gibt es den Fritzhof jetzt bereits in der fünften Generation. Gegründet von den Urahnen Andreas und Katharina Fritz, die eine normale Landwirtschaft mit Viehhaltung betrieben. Der Hof wurde von den jeweiligen Nachkommen immer weiter bewirtschaftet. Nur einmal haben die Erben die Hof-Übernahme übersprungen – in der vierten Generation: Tochter Gertraud Fritz und Ehemann Karl-Heinz Zenker wollten den landwirtschaftlichen Betrieb nicht übernehmen, da sie beruflich andere Pläne hatten.
Doch ihr Sohn Peter Zenker, der dem Opa sehr zugetan war, hatte schon immer ein Faible dafür. Bereits als kleiner Bub durfte er mit dem Traktor am Feld fahren und bekam so auch gleich die Arbeit des Landwirts vermittelt. Dass er dies später selbst mal machen wollte, war ihm damals schon klar. „Ich habe dann nach der Schule zunächst Gemüsegärtner in Freising und Paunzhausen gelernt und später dann Gartenbau an der FH in Weihenstephan studiert. Und während des Studiums und durch diverse Praktika reifte dann der Entschluss, es anzupacken.“
Nach Hofübernahme: Umstellung zum Ökolandbau
Die Betreiber des Fritzhofs hatten sich schon sehr früh auf den Anbau von Kartoffeln spezialisiert. Dafür wurde extra ein bunkerartiger Kartoffelkeller gebaut, in dem die Lagerung aufgrund der speziellen Temperaturen einfacher war. Und auch heute noch wird der historische Kartoffelkeller, den es in Hallbergmoos nur dreimal in dieser Größe und Ausführung gab, genutzt.
1989 gab Michael Fritz mit 75 Jahren den Fritzhof auf und verpachtete die Felder – immer in der Hoffnung, dass Enkel Peter einmal den Hof wieder übernimmt. Und das geschah dann auch 2005 und Peter Zenker stellte auf Ökolandbau um. Zunächst pflanzte er auf einem 13.000 m2 großen Feld rund 30 Kulturen, wie gelbe und rote Rüben, verschiedene Kraut- und Kohlsorten, Porree und Salatsorten an, die ohne Pflanzenschutzmittel oder künstlichem Dünger wachsen und gedeihen mussten. „Für mich war das immer das Ziel: Ich wollte Biogemüse anbauen und nach zwei Jahren Umstellungszeit konnten die ersten Erzeugnisse mit dem Bioland-Siegel vermarktet werden.“
Die 20 Hektar Ackerland wurden peu á peu mit Anpachtungen auf 34 Hektar erhöht. Das Fritzhof-Gebiet erstreckt sich heute bis Mintraching, Fischerhäuser und Oberdingermoos. Davon sind 27 Hektar nur Gemüseanbau. Viel Arbeit für den jungen Landwirt, der aber immer noch weitere Pachtflächen für seinen Bioanbau sucht. Seine Erzeugnisse werden in fairer Zusammenarbeit vor allem an Ökokistenbetrieben und Naturkostgroßhändlern verkauft und gelangen so in Tagwerk Biomärkten, Vollcorner Filialen und diverse Ökokisten, die auch hier im Ort ausgefahren werden.
Bio-Saatgut durch eigenen Gen-Pool
Normalerweise wird bei der Aussaat Hybrid-Samen von großen Saatgut-Konzernen verwendet, durch den man von der Qualität und der Optik natürlich bessere Gemüsesorten erzielen kann. Aus dem herangereiften Gemüse kann aber nie mehr Samen dieser Sorte gezogen werden. Deshalb nimmt man eher Saatgut von Gärtnern und Landwirten, die eigene Sorten züchten. Damit soll eine gewisse Unabhängigkeit von globalen Großkonzernen erreicht und ein größerer Genpool erhalten werden.
Einsatz chemisch synthetischer Pflanzenschutz- und Düngemittel schließen sich nach den Bioland-Richtlinien aus. Deshalb setzt Peter Zenker auch auf betriebseigene Düngung durch Kompostierung sämtlicher Gemüse-Putzabfälle, zusammen mit strohreichem Pferdemist und Strauchschnitt.
Ein weiteres Merkmal im Bioanbau ist es, den Boden durch Humusaufbau lebendig zu halten und Stickstoff aus der Luft in den Boden zu bringen. Dafür werden viele verschiedene Leguminosen-Arten angesät, die durch ihre Knöllchenbakterien den wichtigen Nährstoff in den Boden bringen.
Der Bio-Landwirt setzt auch auf gebietsheimische Wildpflanzensäume und mehrjährige Blühstreifen um die Felder herum, die spezielle Insekten anlocken und Schädlinge fressen.
Kompagnon für Hof gesucht
Arbeit gibt es genug auf dem Fritzhof – das Team um Peter Zenker besteht aus vier festangestellten Mitarbeitern und acht Saisonarbeitern, die von Frühjahr bis Herbst tagtäglich auf den Feldern und auf dem Hof anzutreffen sind. Für sie gibt es auch eine eigene, kostenfreie Unterkunft, die er direkt an eine neue Lagerhalle angebaut hat.
Natürlich kommt auch eine ganze Armada von Maschinen bei der Arbeit zum Einsatz: Traktoren, Säe-, Häcksel-, Dünge- und Erntemaschinen. Teilweise auch Marke Eigenbau – denn Peter Zenker tüftelt und erfindet gerne Neues: Maschinen, die auf seinen Bedarf zugeschnitten sind. Aber Vieles ist auch noch Handarbeit, wie zum Beispiel Unkrautjäten und Ernten.
Bis zu 60 Stunden wöchentlich arbeitet Peter Zenker – und seine Lebenspartnerin, die als Sozialpädagogin tätig ist, trägt dies mit. In der spärlichen Freizeit kocht und radelt man gerne, geht zum Wandern oder unternimmt im Herbst/Winter gemeinsame Städte- und Studienreisen.
Peter Zenker überlegt schon jetzt, wer die Nachfolge auf dem Fritzhof antreten könnte und sucht deshalb auch einen Kompagnon, oder zumindest noch eine festangestellte Fachkraft.„Leider ist das nicht so einfach, manche Bewerber schrecken die Arbeitszeiten und die Rahmenbedingungen unseres Berufs ab. Denn die Arbeitszeiten sind wetterabhängig und Freizeit ist knapp oder schlecht planbar. Aber trotz allem, für mich der absolute Traumberuf“.
„Dort, wo der Mensch seine Fähigkeiten entfaltet, ist er ein Künstler“ – so der deutsche Künstler Joseph Beuys.
Beate Bodenschatz