Panik in der Schafherde

Beherzte Rettungsaktion von Paula und Milena rettet Sandy vermutlich das Leben

Roya Klingner ist Paula und Milena zutiefst dankbar für die Rettungsaktion. © Eva Oestereich

Roya Klingner mag sich gar nicht ausmalen, was hätte passieren können, wären da nicht Paula und Milena gewesen: Die beiden 10-jährigen Freundinnen haben mit einer beherzten und besonnenen Aktion einem Schaf das Leben gerettet. Klingner ist den jungen Heldinnen zutiefst dankbar.

„Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken kann“, sagt die „Schaf-Mama“ als sie zufällig beim Interview des HALLBERGERs vor Ort auf die Mädchen und ihre Mütter trifft. Alle vier winken ab: „Das ist doch selbstverständlich, einem Tier zu helfen, das in Not ist.“ Hätten Paula und Milena nicht so schnell und überlegt gehandelt, wäre Schaf Sandy wohl jämmerlich verendet.

Was war geschehen? Die kleine Herde – alpine Steinschafe – lebt seit August in einem Gehege direkt neben der Mittelschule. Roya Klingner, Leiterin der offenen Ganztagsbetreuung an der Mittelschule und Tiertherapeutin, gehört die Herde. Die Tiere sind in die Arbeit mit den Schülern eingebunden. Ein bayernweit einzigartiges Projekt. Charakteristisch für Steinschafe ist deren Teambildung, der Zusammenhalt und ihre Zugewandtheit zu Menschen. Klingner hat lange mit den sensiblen Tieren trainiert. „Es hat ein Jahr gedauert, bis sie Vertrauen geschöpft hatten. Das wäre in einem Tag beinahe alles dahin gewesen.“

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Völlig verängstigt von der Knallerei

Am Silvester-Nachmittag waren Milena und Paula, die ganz in der Nähe wohnt, gegen 16 Uhr draußen zum Spielen. Ihr Weg führte sie am Wendekreis nahe der Mittelschule und Horts vorbei. Dort, so berichten sie, bot sich ihnen ein schlimmes Bild: „Ein Schaf hatte sich im Zaun verfangen. Es hing eigentlich mit allem fest, vor allem mit den Beinen. Es kam mit eigener Kraft nicht vor oder zurück.“ Die Mädchen reagierten blitzschnell: Sie rannten nach Hause und informierten Paulas Mutter Stephanie Reimann. Sie packte sicherheitshalber Zange und Schere ein, erkannte aber vor Ort, dass sie damit nichts ausrichten konnte.

Die Mutter alarmierte die Feuerwehr, die das Schaf aus seiner misslichen Lage befreite. Tierärztin Ilga Küster war inzwischen herbeigerufen worden und konnte Entwarnung geben: das Tier hat keine ernsten Verletzungen davongetragen.

Kurz darauf traf auch Klingner mit ihrem Mann, von Rektor Rudolf Weichs telefonisch informiert, ein. Sie war noch um 15.30 Uhr bei der Herde gewesen, erzählt sie. Allzu lange konnte Sandy also nicht im Zaun verheddert gewesen sein. Klingner: „Die Herde war völlig verängstigt von der Knallerei, die schon am Nachmittag einsetzte.“ Klingner blieb bis weit nach Mitternacht, um die Herde zu beruhigen. Sie spielte den Vierbeinern klassische Musik von Bach vor. Sandy, schlief nach der ganzen Aufregung in den Armen Klingners ein.

Es kamen immer wieder Menschen vorbei, die ausgerechnet dort ihr Feuerwerk und Böller zünden wollten. Auf Klingners Bitte hin, entfernten sie sich. „Ich kann nur an die Menschen appellieren, Rücksicht auf Tiere zu nehmen. Sie sind Fluchttiere. Lärm setzt sie enorm unter Stress. Auch Hundebesitzer bittet Klingner, einen großen Bogen um das Gehege zu machen: „Die Schafe brauchen Ruhe, um die positive Energie an die Kinder weitergeben zu können“. Mittlerweile haben sich die Tiere vom Schreck erholt. Und von den Retterinnen Paula und Milena haben die kuscheligen Tiere dann noch ein paar Extra-Streicheleinheit bekommen.

Reportagen, Topnews

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