„Die Saat ist aufgegangen, trotz steinigem Boden, Morast und Unbill an Stürmen.“ Mit diesen Worten beschrieb Erich Bründl einst die Anfänge des VfB Hallbergmoos-Goldach. Heute zeigt sich, wie weit Visionen tragen können. Der inzwischen drittgrößte Verein des Landkreises Freising feierte in den vergangenen Tagen sein 75-jähriges Bestehen. Ein Rückblick.
Als Erich Bründl (1919 – 2015) und seine Mitstreiter 1947 diese ‚verrückte Idee‘ hatten, einen eigenständigen Sportverein zu gründen, stieß man nicht unbedingt auf Wohlwollen: „Deads lieba arbatn, ihr braucht‘s koan Sport“, hielt man ihnen entgegen. Die Zeiten nach dem Kriegsende waren hart, die Ressourcen knapp. Aber immerhin existierten bereits zwei Fußballmannschaften unter dem Dach des Ringerclubs SV Siegfried. Die Umstände: ziemlich bescheiden.
Amateursport der Nachkriegszeit
Fußballschuhe waren Mangelware, die ersten Trikots handgestrickt. Das Spielfeld war mehr „Lettn“ (Schlamm) als Rasenplatz. Verschwitzte Trikots der Vorgänger wurden im darauffolgenden Spiel „aufgetragen“. In einem Wasserfass wurden Dreck und Morast notdürftig abgewaschen.
Ambitionierter Traum: Ein Sportlerdorf
Als beim SV Siegfried Kritik an der vermeintlich kostspieligen Fußballabteilung laut wurde, zogen Bründl und seine Gefährten die Konsequenzen. Am 16. Februar
1950 gründeten 47 Fußballbegeisterte im Gasthof Kaindl („Klösterl“) den „Verein für Bewegungsspiele“ – mit Bründl als Vorsitzendem und einem ambitionierten Traum: Hallbergmoos zu einem Sportlerdorf zu entwickeln, mit Mehrkampfanlage, Halle und vielleicht sogar einer Schwimmanlage im Mühlbach.
Gründungsfeier 1950 noch in „Rot-Weiß“
Bei der offiziellen Gründungsfeier am 2. April 1950 präsentierte man stolz das selbstentworfene Vereinslogo in Rot und Weiß – später sollte daraus Rot-Gelb werden.
Fußball – und dann lange nichts
Der Sport in Hallbergmoos-Goldach blieb lange Zeit gleichbedeutend mit Fußball.
Erst 1973 erweiterte sich das Spektrum mit der Tischtennisabteilung. Es folgten Tennis (1976) und Gymnastik (1977). Das Angebot wurde kontinuierlich breiter: Stockschießen (1981), Kegeln (1983), Ski & Wandern (1985), Tanzsport (1990), Volleyball (1991), Radsport und das Fitnessforum (beide 2001) kamen dazu. Manche Sparten wie Baseball, Triathlon und Leichtathletik kamen und gingen. Nach einer Unterbrechung erlebt Basketball seit 2022 eine kleine Renaissance. Die Faschingsgesellschaft Narrhalla entstammt ebenfalls dem Schoß des VfB.
Wechselnde Sportstätten
Die Sportstätten des VfB wechselten im Laufe der Jahre: Von der Senderwiese (1948) über eine Weide hinter dem Gasthof Kaindl (1950) und eine für 65 Zentner Kartoffeln gepachtete Wiese in der Maximilianstraße bis zum Sportplatz am Betonwerk Angerer (1971): Improvisierte Lösungen prägten die ersten Jahrzehnte.
Meilensteine und Quantensprünge
Ein Meilenstein war die Eröffnung der Sportanlagen am Enghofer Weg im Jahr 1977 nach nur einem Jahr Bauzeit, finanziert mit 743.219 D-Mark.
Der wahre Quantensprung folgte 2011 mit dem Umzug in den 16 Hektar großen Sport- und Freizeitpark – ein kommunales Prestigeprojekt für 25,5 Millionen Euro und das teuerste in der Geschichte der Gemeinde. Herzstück ist das Sportforum, flankiert von Fußballstadion, Stockschützenhalle und Tennisplätzen. Rechtzeitig zum Jubiläum ist das frisch restaurierte Wappen in den Sportpark gezogen. Gerade hat die Kommune ihre finanzielle Unterstützung für den Bau einer Tragluft-Tennishalle zugesagt.