Mit Baby, Ball und Yogamatte

MamaFit: Carolin Grenzemann trainiert Mütter behutsam nach der Geburt

© Sabina Brosch

Drei mit Kinderwagen bewehrte Mamis sind im Goldachpark unterwegs. Mit Sporthose und -Shirt und Turnschuhen, im Gepäcknetz liegt zwar das obligatorische Windeltäschchen, daneben aber eine Yoga-Matte. Denn es geht in der kommenden Stunde nicht um die Babys Pia, Tim und Dua, sondern um ihre Mütter. Die treffen sich zum Trainieren, sie wollen wieder sanft und behutsam nach der Geburt mit Sport fit werden – mit Kind. Angeleitet werden sie dabei von Carolin Grenzemann und dem Programm „MamaFit“.

Mit blauem Ball geht die Trainingsstunde los: die Kleinen, alle zwischen fünf und sieben Monaten, liegen gemütlich im Wagen und sind ebenfalls beschäftigt. Gebannt schauen sie ihren Müttern zu, die den Ball hoch und runter stemmen, mal nach vorne oder zur Seite. Nach drei Einheiten geht es weiter über die Holzbrücke, dort werden Ausfallschritte gemacht. Nächste Station sind die Holzbänke, die für Dips genutzt werden.

“Niemand wird überfordert”

Trainingsgelände ist der Goldachpark, outdoor also und an der frischen Luft. „Das tut allen gut“, so Grenzemann, die den Trainingsablauf den lokalen Bedingungen anpasst. Welche Übungen die Trainerin jedoch mit ihren Mitstreiterinnen durchführt, dafür ist die Konstitution der Mutter ausschlaggebend: „Niemand wird überfordert. Die einen sind nach der Geburt schneller wieder fit, andere brauchen eben ein bisschen länger. Aber das macht nichts.“

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Einsteigen kann man in den Kurs nach einem Rückbildungskurs, beim Kaiserschnitt etwas später. „Auch das entscheidet eine Mutter ganz für sich alleine und individuell.“ Was Grenzemann von ihren Müttern „abverlangt“ sind keine Höchstleistungen. Bewertet wird nicht, wer am meisten Schweißperlen auf der Stirn hat, wenngleich manchmal das ein oder andere leichte Stöhnen bei Diana, Besa oder Marion zu hören ist. Es geht vielmehr um eine effektive Kombination von Kräftigung, Ausdauer und Beweglichkeit. Der Schwerpunkt liegt auf dem gesamten Körper sowie der Stärkung des Beckenbodens. „Das, was es nach einer Geburt halt braucht.“ Sie korrigiert das ein oder andere Mal: „Kopf hoch, Brust nach oben das Bein leicht gebeugt“, heißt es dann. Sie ist dabei einfühlend und geht behutsam vor. Man merkt, dass sie weiß, was sie tut.

Carolin Grenzemann betreute schon Olympioniken und Profifußballer

Seit August baut sich Grenzemann mit MamaFit ein berufliches Standbein auf. Sie ist ausgebildete Sportphysiotherapeutin, betreute schon Olympioniken und Profifußballer des TSV 1860, Hannover 96 und Arminia Bielefeld und ist auch für den DFB für die sportphysiotherapeutische Betreuung der Schiedsrichter bei Bundesligaspielen aktiv.

Mit der Geburt ihrer Leonie vor fünf Monaten wollte sie nun Beruf und Kind verbinden, da kam die Idee von MamaFit. Die Kurse richten sich an Mütter mit Baby oder Kleinkind. „Es braucht nicht viel, nur einen Kinderwagen oder eine Babytrage, eine Matte, Trinkflasche und vor allem gute Laune“, so Grenzemann. In Kürze folgen Kurse für Schwangere, die können nach der 12. Schwangerschaftswoche starten. Schwanger sein bedeute ja keine Krankheit, im Gegenteil, Sport treiben ist gerade in dieser Zeit wichtig. Aber es muss halt zur Schwangerschaft passen.“

Mittlerweile haben Marion, Besa und Diana Po, Beine, Arme, Brust, Schultern und Bauchmuskeln trainiert und gelockert, bei den Abschlussübungen liegen die Kleinen neben ihren Mamis auf der Matte und strecken ihre Beinchen in die Höhe. Die Kleine Pia untersucht mit ihren sieben Monaten interessiert das Gras und macht einen Krabbelausflug abseits der Decke.

Zwischendrin wird geknuddelt

Mama Diana holt sie zwischen den Übungen immer wieder zurück, knuddelt sie und macht weiter mit Hüfte hoch und Beine durchstrecken. „Ich finde es toll, dass das Ganze an der frischen Luft ist. Aber vor allem tue ich etwas für mich und meine Pia kann mit dabei sein“, so Diana.

Klar müsse mal zwischendurch eine Windel gewechselt oder gestillt werden. Aber es ist erstaunlich, wie gelassen die Babys ihren Mamas für ihre Trainingsstunde diese sportliche Auszeit gönnen. „Ich muss vor allem nicht erst das Kind ins Auto packen und irgendwo hinfahren“, sagt Marion. „Das war für mich ausschlaggebend, dass ich hier mitmache.“ Verbunden sind alle über eine Whatsapp Gruppe. „Es kann ja sein, dass das Wetter einfach nicht mitspielt, dann müssen wir kurzfristig den Termin verlegen.“ Es mache aber so viel Spaß, dass keine der drei Frauen die Stunde missen will. „Das ist das Highlight der Woche“, so Besa.

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