Mehrgenerationen-Wohnen “beerdigt”

Hallbergmoos: Alternativen für seniorengerechtes Wohnen gesucht

Die Pläne für das Mehrgenerationen waren - auf dem Papier - schon weit gediehen. Nun verschwindet der Siegerentwurf des Architekten-Wettbwerbs in der Schublade. Grafik: BÄR I STADELMANN I STÖCKER ARCHITEKTEN BDA

Das Bedauern ist enorm, aber der “Brocken” ist einfach zu groß: Der Gemeinderat stampft die Planungen für das Mehrgenerationen-Wohnen im Tassiloweg nun ein. Trotz zugesagter 10-Millionen-Subvention reicht das Geld nicht, um das 30-Millionen-Euro-Projekt zu stemmen. „Wir haben es einfach nicht im Kreuz“, so Bürgermeister Josef Niedermair (CSU). Nun will sich die Gemeinde Hallbergmoos (Landkreis Freising) nach einem Investor umschauen.

Knapp zehn Millionen Euro hat der Freistaat an Förderung für den Bau von 67 preisgünstigen, barrierefreien Wohnungen zugesagt. Bauherr sollte die Kommune sein. Vier Wohnblöcke, Servicebüro, Veranstaltungsraum und eine kleine Ladeneinheit waren für das generationsübergreifende Wohnprojekt mit 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen geplant. 2018 hat man einen Architekten-Wettbewerb durchgeführt, dann aber 2020 die Planungen zurückgestellt, um vorrangig das kommunale Wohnhaus in der Predazzoallee zu verwirklichen. Damals wie heute ist die Personaldecke im Rathaus dünn.

Arbeitsgruppe Seniorenwohnen soll Alternativen finden

„Das Projekt würde unser Budget übersteigen. Mit einer Aufstockung der Fördergelder können wir nicht rechnen“, so der Rathauschef. Deshalb müsse man das Projekt aufgeben. Wie in der Ratsklausur besprochen soll eine Arbeitsgruppe „Seniorenwohnen“ nun Alternativen eruieren und sich über eine zweckverbundene Verwendung des Grundstücks Gedanken machen. Sei es über eine (teilweise) Veräußerung oder, wie Robert Wäger (Grüne) vorschlug, über Erbpacht.

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“Traurige Geschichte”

Der „traurigen Geschichte“ (Wäger) konnte Thomas Henning sogar Positives abgewinnen: „Es spricht nichts dagegen, die Sache an einen Profi zu übergeben.“ Auch Tanja Knieler (CSU) erkannte einen „positiven Wendepunkt“ und die Chance darauf, ein „Haus 4.0“ zu schaffen – mit modernsten, digitalen Möglichkeiten: „Das mag im ersten Moment ein Stopp sein. Dem kann eine Weiterfahrt mit 180 km/h folgen.“

Bürgermeister: Zinslast übersteigt Mieteinnahmen

Den „blumigen Worten“, mochte sich Heinrich Lemer (FW) nicht anschließen. „Ich bin dafür, weiterzumachen. Wenn eine Kommune mit unserer Finanzkraft das nicht schafft, wer dann?“ Die schwierige konjunkturelle Lage in Deutschland werde auch an Hallbergmoos nicht spurlos vorübergehen, hielt der Bürgermeister dem entgegen. Er rechnet vor, dass allein die Zinslast bei jährlich 750.000 Euro läge, die kalkulierten Mieteinnahmen für den preisgünstigen Wohnraum indes nur bei 650.000 €. „Die Rechnung geht nicht auf.“

Zerrissen zeigte sich auch Christiane Oldenburg-Balden (SPD): „Ich weine innerlich“, so die Seniorenreferentin. Auch sie plädierte dafür, nun schnell neue Wege einzuschlagen. „Den Senioren ist nur geholfen, wenn’s schnell geht“, so Damian Edfelder (CSU).

Ergebnisse in sechs Monaten

Bei drei Gegenstimmen verständigte sich der Rat darauf, die Planungen einzustellen. Sie sollen aber als Basis für die weiteren Schritte der neuen “Arge” Seniorenwohnen dienen. Die Gruppe wird ein neues Konzept erarbeiten und binnen 6 Monaten dem Gemeinderat vorstellen. Dabei wird, so der Wunsch von Sabina Brosch (Grüne), auch der „genossenschaftliche Gedanke“ mitdiskutiert. Der AG gehören an: Christiane Oldenburg-Balden (Leitung), Sabina Brosch, Hermann Hartshauser, Michaela Reitmeyer, Tanja Knieler, Konrad Friedrich sowie aus der Verwaltung Sonja Perzl und ein Mitarbeiter Abteilung P.

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