Kräftig eingeschenkt

Thomas Henning erstmals als Fastenprediger auf der Kanzel

Thomas Henning feierte als "Bruder Barnabas" Premiere. © Eva Oestereich

Vor drei Jahren hat man ihn zuletzt gesehen – und was hat sich Bruder Barnabas doch verändert! Lange Zeit hat Heinrich Lemer die Rolle des Fastenpredigers verkörpert, nun setzte er sich zur Ruhe – und Thomas Henning stieg in die Kanzel. Die „Predigt“ beim Starkbierfest der Freien Wähler hörten knapp 40 Gäste. Vertreter von Einigkeit, Grünen und SPD waren nicht im Publikum.

Die erste „Spitze“ galt Bürgermeister Josef Niedermair: Der Blick auf die Baustelle an der Hauptstraße ließ Barnabas folgern, dass der Gemeindechef zum Spagat zwischen Retro und Neuzeit ansetzt: In Goldach „die guten alten Zeiten mit unbefestigten Straßen“ einerseits, Autoladestationen, Windrädern und PV-Anlagen andererseits.
„Undurchsichtig“ charakterisierte er die Haltung der Grünen – „angeführt vom dritten Landrat Robert Wäger gefolgt von seinem Bodyguard Sabina Brosch und der scharfen Wachhündin Alexandra Gebhard“ – zu erneuerbaren Energien: „Zum einen will man, möglichst per Gesetz, Fotovoltaik-Anlagen um jeden Preis bauen lassen. Und zum anderen aber bitte ohne Gewinnabsichten der Betreiber: Kaufmännisch gesehen ein eher schwieriges Unterfangen.“

Eine „göttliche Eingebung“ wünschte er dem „Dreigestirn“ auch in punkto „Allheilmittel Windkraft“ – und die Erkenntnis, „die Bürger in solchen Fragen, mit ihren Ängsten und Bedenken ernst zu nehmen.“ Barnabas spekulierte, dass sich das Grünen-Trio „einfach zu stark an Berlin orientiert“. Aber er müsse ihnen zugutehalten: „Alle drei sind auf die Schule gegangen und haben diese, meines Wissens, auch mit Abschlüssen geschafft. Ganz so ist das ja bei ihren Kumpels in Berlin nicht.“

- Anzeige -

Hassliebe der „Schwestern“

Eine Breitseite gab’s auch für die „Schwester“ von der Einigkeit: „Ich spüre da eine gewisse Hassliebe zwischen den Geschwistern. Ihr wisst’s schon, dass ihr aus dem gleichen Stall kommt’s“ rüffelte er die Parteifreien. Wäre man sich einig, hätte man (fast) eine Mehrheit im Rat: „Nur mal so zur Info: 6 plus vier macht 10.“ Ob das „wunderbare Bild von wahrer Einigkeit“ und dem Zurücklassen von „alten Verletzungen und Animositäten“ ein Traum bleibt, bliebe nun abzuwarten.

Hohe Sympathiewerte genießt die geballte und fast vollständig anwesende CSU-Frauenpower beim Fastenprediger: Die „drei Mädels“ Silvia Edfelder, Andrea Holzmann und Tanja Knieler, letztere mit Bürgermeister-Ambitionen und alle drei mit „gesegnetem Mitteilungsbedürfnis“. Erst recht, wenn es im Rat um die Hindenburgbrücke geht: „Da heißt es dann: Tanja gegen den Rest der Welt.“

Der SPD bescheinigte Barnabas weitestgehende Unauffälligkeit: „So richtig wahrnehmen tut man sie in der Gemeinde nicht.“ Stefan Kronner agiere im Rat „devot-ruhig, sachlich mit starkem Hang zum Schulmeisterlichen“. Schelte gab’s für Seniorenreferentin Christiane Oldenburg-Balden und ihren „rivalisierenden Vergleich zwischen Pflichtaufgaben und freiwilligen Aufgaben“ der Kommune.

Die eigenen Reihen ernteten – natürlich – viel Lob: Etwa der dienstälteste dritte Bürgermeister und „Getränkemogul“ Josef Fischer, der seit 23 Jahren amtiert. Für den schauspielernden Sportreferenten Markus Streitberger und den geschäftstüchtigen Gastwirt Christian Straub, der sein Spektrum vom Kaffeehaus bis zur Nachtbar ausgedehnt hat.

Barnabas heizt Gerüchteküche an

Mit spitzbübischer Freude heizte Barnabas die Gerüchteküche um die dauerkränkelnde Parkwirtschaft an: „Jetzt schau mer mal, was da im Sport- und Freizeitpark bei der gastronomischen Edel-Lokalität noch rauskommt.“

Dass bei der Welle – sprich: Surftown – jetzt anrollt, ließ den Fastenprediger vermuten, dass der Sport-affine Bürgermeister demnächst unter die Surfer geht, einen Bundeskader aufstellt oder zumindest die „Hoiberga Beach Boys und Girls“ zusammentrommelt.

„Meines Wissens ist es kein Verbrechen über Nacht schlauer zu werden.“ Mit Adenauer hält es der Gemeinderat nach seinem Dafürhatlen dann und wann bei Beschlüssen, „die nach einer gewissen Zeit des geistigen Setzens nochmal angeschaut werden“ – um sie schließlich, wie im Fall des Wohnbauprojekts in der Predazzoallee zu revidieren. Gut so, findet der Fastenprediger – und lobte den Bürgermeister ausdrücklich für seinen Sinneswandel in punkto Neubau der Hallbergmooser Wache: „Mei, so ist halt Demokratie und das ist gut so.“

 

Dieser Artikel erscheint in der Ausgabe:

- Anzeige -
Die jüngsten Ausgaben

Beitrags Archive

Neueste Artikel
- Anzeige -

Das könnte Sie interessieren

Das Neueste aus Hallbergmoos

Weitere Artikel