Kartoffeln und Gemüse

Der Kreilinger-Hof baut 56 verschiedene Kulturen an

Johann, Rosmarie und Markus Kreilinger (v.l.) bauen auf ihrem Hof 56 verschiedene Kulturen an. Sie sind als Direktvermarkter auf Märkten in München. © Beate Bodenschatz

Der Hallberger stellt in Folge verschiedene landwirtschaftliche Betriebe vor, die ihre Produkte auch auf Wochenmärkten verkaufen – heute der Kreilinger-Hof in Hallbergmoos.

Frisch, nachhaltig und direkt – drei Punkte, die dem Kreilinger-Hof wichtig sind.

Alles, was dort am Hof rausgeht, hat Qualität. Markus Kreilinger (35), der den Hof von den Eltern in diesem Jahr übernommen hat, bewirtschaftet zusammen mit Vater Johann und Mutter Rosmarie den Hof im Garchinger Weg 9. Das ist dann die vierte Hof-Generation.

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Vater und Sohn kümmern sich in der Hauptsache um die Aussaat, die Pflege und das Ernten aller Gemüsepflanzen auf der 23 Hektar großen Ackerfläche. Dazu braucht man viele Maschinen auf dem Hof: insgesamt sieben Traktoren – zwei davon sind Oldtimer, die immer noch im Einsatz sind! Der besondere Liebling des Juniors ist ein Eicher Mammut in hellblau, Baujahr 1965.

„Das ist ganz besonderer Bulldog, der von mir gehegt und gepflegt wird. Und er kommt nicht nur bei der Feldarbeit zum Einsatz, der wird auch mal zum ‚Ausfahren‘ hergenommen.“ Nicht nur deswegen hat der junge Mann den Vorsitz bei den Bayerischen Eicher-Fahrern, die auch einen eigenen Stammtisch haben, übernommen.

Dass alle Maschinen – ob Traktoren, die sechs Setzmaschinen, die Fräsen oder auch die drei Hänger, die in der Halle stehen, mehr als gepflegt werden – das ist Markus Kreilinger ein wichtiges Anliegen. Als gelernter Landmaschinenmechaniker richtet er nicht nur alles, was an den Maschinen notwendig ist, sie werden auch hin und wieder komplett auseinandergebaut, geschmiert, sandgestrahlt und teilweise wieder neu lackiert, bevor sie dann wieder zusammengesetzt werden.

„Für mich ist es wichtig und zugleich macht es mit auch stolz, wenn ich mit sauberen und top aussehenden Gerätschaften arbeiten kann. Wir haben hier Schlepper, die über 20 Jahre alt sind und das sieht man ihnen nicht an.“

56 Kulturen

Für alle Familienmitglieder beginnt der Arbeitstag schon sehr früh: Um drei Uhr morgens mit der Lieferung und dem Verkauf der eigenen Gemüsesorten zur Großmarkthalle in München und dem eigenen Einkauf von Obstsorten, die für den Markt mit ins Angebot aufgenommen werden. Die Qualitätsware des Kreilinger-Hofs ist sehr gefragt. Insgesamt 56 Kulturen werden angebaut, u.a. Kartoffeln, Kraut, Karotten, Blumenkohl, Kürbis, Gurken, Salat, Lauch, um nur einige zu nennen. Spezialisiert hat man sich aktuell auch auf den Anbau von Schalotten, Wassermelonen, Süßkartoffeln und Ingwer.

„Wir möchten immer mal etwas Neues ausprobieren, auch wenn wir manches Mal Rückschläge in Kauf nehmen müssen und etwas nicht so wächst, wir uns das vorgestellt haben. Aber wir versuchen es immer wieder – und so sind wir auch vor zirka vier Jahren auf den Schalottenanbau gekommen. Das ist ein Nischenprodukt und wird nur von wenigen in ganz Deutschland angebaut. Man muss sich auf diese besondere Zwiebeltechnik spezialisieren und braucht dafür auch eigene Gerätschaften.“

Innovativ und erfinderisch

Der Kreilinger-Hof hat sie alle – und wenn es die Maschinen nicht gibt, da baut sie der Junior Markus selbst. So hat er ein Netz- und Folienverlegegerät für die Äcker gebaut und ein Reindünger-Streugerät. Beide Maschinen sind immer im Einsatz. Dass diese Erfindungen nur in der spärlichen Freizeit entwickelt und gebaut werden können, ist klar: „Wir arbeiten elf Monate – sieben Tage in der Woche mit vollem Einsatz. Der ‚ruhigere‘ Januar wird für die Maschinenwartung und Pflege, für Experimentieren und Tüfteln und für die Bepflanzung des supermodernen Gewächshauses hergenommen.“

Urlaub ist ein Fremdwort

Urlaub ist ein Fremdwort auf dem Kreilinger-Hof – wenn man mal etwas Zeit hat, dann nimmt man sich diese für ein Essen mit Freunden, für ein Buch – oder einfach mal für die kleine Auszeit auf der Couch zu Hause. Aber das ist für die sympathische Familie absolut okay. Sie lieben ihre Arbeit, schätzen ihre Kunden und erfreuen sich an ihren Produkten.

Vier Generationen

Der Kreilinger-Hof ist seit vier Generationen im Gemüseanbau tätig. Begonnen hat alles mit Urvater Josef Kreilinger, der einige Äcker in Pacht hatte, die sein Sohn Johann Kreilinger dann kaufte und 1956 eine eigene Hofstelle in der Grünecker Straße 10 gründete, wo er heute noch mit Ehefrau Maria lebt. Der Mischbetrieb mit Viehhaltung und dem klassischen Anbau von Kartoffeln, Kraut und Karotten, belieferte schon damals Münchner Einzelhandelsgeschäfte und Gärtnereien. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Johann jun. und Marianne.

Für Johann jun. lag die Hofübernahme zunächst in weiter Ferne, er machte eine Lehre als Schlosser in Unterföhring und seine Frau Rosmarie, die er in der Disco Redlight in Marzling kennen- und lieben lernte, arbeitete als Sekretärin bei Texas Instruments in Freising. Nach der Hochzeit 1984 und der Geburt der Kinder Markus und Birgit, stand aber dann genau diese Frage im Raum. Zunächst betrieben sie den Gemüseanbau im Nebenerwerb, richteten aber schon einen Lieferservice für Futterkarotten ein.  2003 wurde dann aus dem Neben- ein Haupterwerb! Und es kamen ein Jahr später bereits die Fahrten auf die Wochenmärkte dazu.

Direktvermarktung ausgebaut

Seit 2013 gibt es nun die neue Hofstelle mit einer Halle, eine zweite wurde 2020 auch errichtet – ebenso ein supermodernes mit allen technischen Raffinessen ausgebautes Gewächshaus. Man hat viel investiert, um den Kunden auch im Winter mehr anbieten zu können. Johann und Rosmarie Kreilinger haben außerdem die Direktvermarktung ihres Hofs weiter ausgebaut und fahren heute auf insgesamt vier große Münchner Wochen- und Bauernmärkte. Diese Markttage organisiert und leitet Rosmarie Kreilinger mit Unterstützung einiger Münchner Verkaufshilfen.

Dabei achtet sie genau darauf, wie und in welcher Reihenfolge und Farbe die einzelnen Gemüse- und Obstsorten dort präsentiert werden: „Das ist mir sehr wichtig – das Auge kauft ja mit, bevor es dann auf den Teller kommt. Wenn dann die Rückmeldung der Kunden kommt, dass die Qualität gut ist und alles geschmeckt hat, ist alles Bestens. Dann bin ich zufrieden.“

Was wünscht man sich für die Zukunft?  „Dass die Landwirtschaft wieder einen größeren Stellenwert erhält – dass man schätzt, was wir leisten, um Qualität auf den Teller zu bekommen.“

Fazit: ‚Es ist nicht nur der Hof, der den Bauern ausmacht, sondern die Liebe, die harte Arbeit und der Charakter‘.

Beate Bodenschatz

Gesellschaft, Leute

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