Im Corona-Jahr haben Verbraucher Erzeugnisse heimischer Landwirte wieder schätzen gelernt. Es wird vermehrt regional und saisonal gekauft. Und da ist die Auswahl größer als man denkt: Neben Salat, Tomaten, Kohl oder Radieserl gibt’s es auch „Exotisches“: Ingwer „Made in Goldach“ beispielsweise, die Markus Kreilinger auf seinen Feldern kultiviert und mit Erfolg anbaut.
Die tropische Gewürzpflanze ist schwer im Trend: Reich an ätherischen Ölen, gespickt mit wertvollen Mineralstoffen und Spurenelementen. In Europa hat sie längst Einzug gehalten. Als aromatische Gewürzpflanze in der Küche, als Tee oder Heilpflanze zu Behandlung von Rheuma, Muskelbeschwerden und Erkältungen.
Sensibles exotisches Pflänzchen
Aus Asien und Südamerika wird Ingwer importiert. Doch die Transportwege sind lang und die Herkunft oftmals nicht nachzuvollziehen. Das hat Markus Kreilinger auf den Plan gerufen: „Unser Pflanzenhändler hat gesagt: Das kannst du selber ausprobieren.“ Gesagt, getan. Allerdings hat Kreilinger da noch nicht geahnt, mit was für einem sensiblen Pflänzchen er es zu tun bekommt. Die erste Ladung Pflanzgut aus Österreich hat den Transport schon nicht überstanden: „Die Pflanzen waren gackerlgelb und erfroren.“ Kälte, das weiß Kreilinger mittlerweile, mag der Ingwer ganz und gar nicht. Heuer, im dritten Anbaujahr, hat der Ingwer nun ein warmes Zuhause im Gewächshaus.
Im Mai hat Kreilinger die 15 bis 20 Zentimeter Pflanzerl eingepflanzt. 220 Tagen müssen sie wachsen. Im Oktober dann die Ernte: „Das hat super funktioniert. Die Stauden wie Schilfrohre, etwa 1,50 Meter hoch. Eine Pflanze bildet schon mal 15 Stile.“
Und die Qualität? „Der ist schon g‘scheid scharf und hat ordentlich Aroma. Da dreht’s da die Zehennägel auf“, lacht Kreilinger. Und obwohl es ein Nischenprodukt und relativ hochpreisig ist, haben die Wochenmarkt-Kunden ihm den Ingwer förmlich aus den Händen gerissen. Ausverkauft nach nur drei Wochen. Und weil der frische Ingwer – anders als der getrocknete aus dem Supermarkt – auch das Grün dran hat, gibt’s viel noch mehr Verwendungsmöglichkeiten. Als Würzkraut etwa.
Süßkartoffeln, Schalotten, Wassermelonen
Experimentierfreudig ist Kreilinger schon länger. Vor acht Jahren hat er sich an Süßkartoffeln gewagt. „Das war anfangs eine ähnliche Misere“, erzählt er dem HALLBERGER. Der erste Versuch mit einer amerikanischen Sorte war, so sagt er, „eine Katastrophe“: Die Kartoffel bildete Bleistiftwurzeln, wuchs kreuz und quer, ließ sich kaum aus dem Boden ziehen. Erst als Kreilinger auf eine andere Sorte umstieg, Dämme baute, sie mit biologisch abbaubarer Folie überzog und per Schlauch eine Tröpfchenbewässerung baute, funktionierte es. „Die Süßkartoffeln brauchen warmes Wasser. Im 2 Zentimeter dicken Schlauch es gleichmäßig auf 15 bis 20 Grad gehalten. Die Pflanze bekommt so keinen Kälteschock.“
Zugute kam Kreilinger, dass man in Weihenstephan auf diesem Gebiet forscht und man Kreilinger zusammen mit anfänglich 56 Bauern aus Deutschland, Österreich, Slowenien, Holland und der Schweiz ins Boot holte. „Viele haben die Arbeit unterschätzt, am Ende blieben nicht mal ein Dutzend Bauern dabei.“ Gut ist, dass Goldach dunkleren, wärmeren Boden hat. Da heizt sich die Erde besser auf und speichert die Wärme. So übersteht die Knolle – anders als beispielsweise bei einem Kollegen in Ismaning – auch mal kältere Nächte.
Und auch die fleißigen „Mitesser“ hat Kreilinger mittlerweile im Griff: Als ein paar Tausend Süßkartoffeln noch mit der Hand geklaubt wurden, sorgten flinke Mäuse für mächtig Schwund: „Die waren wie im Rausch und haben sich darüber hergemacht“. Jetzt hat sich Kreilinger einen Vollernter zugelegt – und es läuft.
Mit ähnlich geschickter Hand baut er auch Schalotten an. Wieder so eine sensible Pflanze, die zunächst als feines Härchen durch den Boden spitzt und extrem empfindlich auf Sonne, Starkregen und Wind reagiert. „Sie brauchen am Anfang ein bisserl Hilfe“. Kreilinger versichert, dass er nur Biomittel als Pflanzenschutz verwendet. Wassermelonen gedeihen auf seinen Feldern auch prächtig.
Erdnüsse im Kommen
Und Kreilinger hat schon ein neues Projekt: Erdnüsse. „Die sind noch komplizierter.“ Aber das spornt Kreilinger erst recht an. Man darf also gespannt sein