Hochprofessionell, elektrisierend, gefühlvoll und mit ungemeiner Strahlkraft präsentierte sich das Henschel-Quartett mit den beiden Pianisten Margarita Oganesjan und Vladimir Genin dem Publikum im Hallbergmooser Gemeindesaal und Livestream.
Das erstKlassik-Konzert, ganz Ludwig van Beethoven verschrieben, „war bereits vor einem Jahr, als Beethoven seinen 250. Geburtstag feierte, geplant“, so der musikalische Leiter der Konzertreihe Vladimir Genin. Jetzt lautete das Motto zwar „Ludwig van B. – 250 + 1 Jahre“ und Beethovens „Ode an die Freude“ möge in diesen Zeiten durchaus sarkastisch klingen. „Dennoch, fühlen Sie sich umschlungen, denn über die Musik hat Corona keine Macht“, begrüßte Genin die rund 100 Zuhörer im Gemeindesaal.
Weltklasse: Das Henschel Quartett
Und die „Macht der Musik“ ist wohl bei keinem anderem als dem Henschel-Quartett besser aufgehoben, einem der besten Streichquartette der Welt. Über 20 Jahre arbeiten die Musiker zusammen, gastierten unter anderem im Vatikan, am spanischen Königshaus, beim George Enescu Festival in Bukarest. Viele erfolgreiche Konzerte weltweit und Tourneen führten die vier Ausnahmemusiker Christoph Henschel und Daniel Bell (Violinen), Monika Henschel (Viola) und Mathias Beyer-Karlshøj (Violoncello) nach Japan, China und den USA. Im Laufe der Jahre erarbeiteten sie sich ein Repertoire von über 300 Stücken und erreichten dabei ein hervorragendes Niveau von äußerster professioneller Güte.
Wunderbare Mischung aus Stiltreue, Tempo und Tongebung
Angesichts des seit Jahren hochkarätigen Programms war das Henschel-Quartett mit Sicherheit eines der besten Konzerte, das Quartett mit seinem außerordentlichen Gefühl für die besondere Mischung von Stiltreue, Tempo und Tongebung stand spieltechnisch auf jeden Fall weit über allen Dingen. Dies sicherlich auch ein Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit, in der an den Stücken gefeilt wird und in der man, wie in einer Ehe, zu einer Einheit zusammenwächst.
Das 1. Streichquartett, das seines Zeichens zu den bedeutendsten und wunderbarsten Kreationen der Kammermusik überhaupt zählt, die von Vladimir Genin für Streichquartett und Klavier umgearbeitete Version der 7. Symphonie, Genins und Oganesjans vierhändigen Marcias sowie die Genins komponierte „Ode an Ludwig van“, einer Hommage mit verfremdeten Melodien an den großen Meister, verdeutlichten die elektrisierende Art des Musizierens, bei der auch die letzten Nuancen der Musik ausgeleuchtet wurden.
Sabina Brosch