Es gibt nichts Gutes – außer man tut es!

250. Lkw mit Hilfsgütern verlässt Birkeneck in Richtung Bosnien und Kroatien

Pater Huber von den Herz-Jesu-Missionaren kümmert sich seit fast 25 Jahren um Spenden, die unter seiner Leitung nach Kroatien und Bosnien in die ehemaligen Kriegsgebiete transportiert werden. Mitte Juni verließ nun der 250. Sattelschlepper gefüllt mit Möbeln, Kleidung, Fahrrädern, Spielzeug und Lebensmittel Hallbergmoos – und der Pater spielte dazu auf der Drehorgel die Musik ‚Muss i denn zum Städele hinaus‘.

Pater Konrad Huber hat in den letzten Jahrzehnten ein breit gefächertes Netzwerk aufgebaut, das Spenden in soziale Einrichtungen, aber auch Privathaushalte in Kroatien und Bosnien bringt. “Die Armut ist dort so groß und unsere Spenden werden sehnsüchtig erwartet“.

Angefangen hat alles 1995 in Erding – da wurde der erste Transport organisiert. Und Pater Huber hat danach immer weitergemacht und nimmt gut erhaltene Möbel – auch komplette Haushaltsauflösungen – an. Er betont: „Alles muss noch funktional sein, ich nehme keinen Schrott. Die Gegenstände und Kleidung werden bei uns in Birkeneck eingelagert, bis ich einen Sattelschlepper komplett damit bestücken kann.“

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Kompletter Frisörsalon, Lebensmittel und Schulmöbel

In der Regel starten jährlich vier Lkw in Richtung Balkan. So wurde bereits ein ganzer Frisörsalon mit Rückwaschbecken nach Bosnien gebracht oder auch Möbel aus Hotelauflösungen mit Betten, Matratzen und Schränken, wie auch ein elektrischer Rollstuhl, oder Rollatoren und Krücken. Und einmal gingen sogar über 100 Pflegebetten von einem Altenheim in Erding mit auf die große Fahrt für ein dortiges Pflegeheim. Auch ausrangierte Schulmöbel aus Hallbergmoos, Garching und eines Gymnasiums in Eichstätt waren schon dabei, an denen heute Schüler in der Nähe von Mostar sitzen und lernen.

Anlaufstellen zur Verteilung sind dort neben bedürftigen Privatpersonen auch Heime für körper- und geistig behinderte Kinder und Kindergärten in der Nähe von Sarajewo, Mostar und Umgebung. Dort hatten jetzt auch die leitenden Ordensschwestern eines Altenheimes einen ganz besonderen Wunsch an Pater Huber: Ersatzteile für WC-Spülkästen, Dichtungen und Stöpsel. Diese Einkäufe erledigt der Pater gerne selbst: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, solche Direktwünsche zu erfüllen.“

Genauso kauft er auch alle Lebensmittel ein, die gebraucht werden. Bei der jetzigen Lieferung ist es eine 800 kg Palette mit Mehl, Zucker, Öl, Salz, Margarine, Kakao und Backpulver. Alles Dinge, die dort zum Überleben dringend benötigt werden.

Und wenn nötig, werden Fahrräder repariert: „Leider werden oft Fahrräder abgegeben, die in einem so üblen Zustand sind und gar nicht mehr gescheit fahren. Da besorge ich die Ersatzteile und richte sie dann wieder her – mittlerweile eine Leidenschaft von mir!“ Die Zweiräder sind in Bosnien sehr gefragt – deshalb wurde schon einmal eine Großlieferung mit 100 Stück dort verteilt.

Brennholzverkauf zur Finanzierung

Wie finanziert sich das alles? Zunächst gilt es einen Lkw von Kroatien aus in Marsch zu setzen, der gefüllt ist mit Paletten voller Brennholz. Das Brennholz wird in Hallbergmoos gelagert und dann verkauft. Zusammen mit Spendengeldern deckt dieser Erlös einen Großteil der Fahrtkosten plus Fahrer für Hin- und Rückfahrt ab.

Planung, Logistik und Helfer

Alle abgegebenen Sach-Spenden werden von Pater Huber selbst sortiert und in Kisten gepackt und beschriftet für die einzelnen Einrichtungen. Und genauso wird dann alles auch nach seinem Plan und in seinem Beisein aufgeladen, damit es vor Ort beim Abladen keinerlei Missverständnisse gibt. Dies alles setzt eine richtige Planung und Logistik voraus.

„Ich bin froh, dass ich so fit bin und ich mich um alles selbst kümmern kann. Ich habe die komplette Planung schon lange in meinem Kopf und weiß genau, welche Einrichtung was bekommen muss. Die Ladelisten und die Schenkungsurkunden werden von mir vorher erstellt, damit an der Grenze alles reibungslos abläuft.“

Und er hat ‚treue‘ Helfer, die das Beladen einfacher machen: zum einen sind das Fahrer Said aus Bosnien und Beifahrer Vlado aus Kroatien, die am Tag zuvor das Brennholz gebracht haben. Und dann sind es Ilja aus Goldach, der als Dolmetscher agiert, und Manni und Oskar aus Hallbergmoos, die schon bei ´zig Ladungen mitgeholfen haben.

Die reine Fahrtzeit dauert achteinhalb Stunden bis Nordkroatien und bis Bosnien sind es dann noch einmal weitere zehn Stunden – für die beiden Fahrer, die natürlich Pausen einlegen, kein Problem. Sie freuen sich, wenn sie am Ziel alles ausladen und die Freude und Dankbarkeit dort miterleben dürfen, die sie dann postwendend an Pater Huber zurückmelden.

Und dieser wird nicht müde, immer weitere Spenden anzunehmen. „Ich muss keine Aufrufe starten, in den letzten 25 Jahren hat sich unser Tun herumgesprochen und die Menschen nehmen direkt Kontakt auf, wenn sie Geld- oder Sachspenden abgeben möchten.“

Beate Bodenschatz

Gesellschaft, Leute, Reportagen

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