Bei der Freiwilligen Feuerwehr Hallbergmoos müsste die Welt ganz in Ordnung sein – wäre da nicht der dringende Wunsch nach einem neuen Feuerwehrhaus. Die Goldacher Feuerwehr bekommt in absehbarer Zeit eine neue Wache, Hallbergmoos muss sich noch gedulden. Das stößt Kommandant Richard Busl offenbar mächtig auf: Er beklagte in der Jahreshauptversammlung die in seinen Augen mangelnde Unterstützung von Bürgermeister und Gemeinderat. Eva Oestereich, Chefredakteurin des HALLBERGERs, war als einzige Vertreterin der örtlichen Presse vor Ort und hat die verbale Auseinandersetzung miterlebt. Sie berichtet für Sie exklusiv über das Geschehen.
An und für sich sind die Floriansjünger gut aufgestellt: Die Mannschaft wächst, man hat ein neues Tanklöschfahrzeug für eine halbe Million Euro von der Gemeinde erhalten – als Ersatz für das 36 Jahre alte Vorgängermodell. Und obendrauf noch einen Zuschuss (10.000 €) als freiwillige Leistung der Kommune für das dreitägige Fest im Vorjahr.
Nichtsdestotrotz sieht der Erste Kommandant Anlass zur Klage: „Dass die Kameraden in Goldach das neue Feuerwehrhaus bekommen, ist aus meiner Sicht völlig richtig und wichtig. Weil die genauswenig Platz haben wie wir.“ Beide Wehren seien, so Busl weiter, an die Kapazitätsgrenzen gekommen. Bei der Mannschaft und ihm sei der Eindruck entstanden, „dass bei uns, was das Feuerwehrhaus angeht, einfach Stillstand herrscht.“ Die weiteren Planungen würden nicht mit dem nötigen Schwung vorangetrieben.
Wir fühlen uns von unserem Bürgermeister und vielen Gemeinderäten a bissl im Stich gelassen.
Erster Kommandant Richard Busl

Gemeinde, Aufgaben und Ansprüche wachsen
Als das Feuerwehrhaus in der Theresienstr. 6 im Jahr 1985 gebaut worden sei, habe die Gemeinde 4000 Einwohner gezählt, die Feuerwehr 40 bis 50 Einsätze gefahren. Heute sind es knapp 12.000 Einwohner und 191 Einsätze, außerdem Fortbildungen und Versammlungen mit knapp 6000 Arbeitsstunden im Jahr 2023. „Es gab damals kein Gewerbegebiet, keine Bundesstraße, keine Autobahn, keinen Schienenverkehr und keinen Flughafen in unmittelbarer Nähe, Biolabore mit unbekannten Substanzen und demnächst die Welle, wo die Gefahren mit Chloren noch nicht abschätzbar sind.“
Die Gemeinde wuchs, auch die Fahrzeuge und Geräte der Wehr, so Busl. Nicht aber die Feuerwache: „Es fehlt uns eindeutig der nötige Platz. Das bestehende Feuerwehrhaus erfüllt keinerlei Anforderungen an Sicherheit und Schutz für die Einsatzkräfte“, beschwerte sich Busl. Man müsse sich „mit dem Bürokratismus unserer Verwaltung herumschlagen“ und komme sich teilweise vor wie ein „Bittsteller“, wenn es um die Nutzung von gemeindlichen Räumlichkeiten wie den Gemeindesaal gehe. „Ich bitte, Bürgermeister und Gemeinderäte, uns zu unterstützen, damit wir vorwärtskommen. Die Zahlen machen deutlich, dass wir Enormes für die Gemeinde leisten.“
Bürgermeister „schockiert“ über Busls Aussagen
Bürgermeister Josef Niedermair (CSU) zollte den Feuerwehrlern Hochachtung für ihre Arbeit, reagierte aber verärgert auf Busls Worte: „Was mich ein bisserl schockiert ist die Aussage, ich lasse die Feuerwehr im Stich. Das ist überhaupt nicht gerechtfertigt“, so der Rathauschef. Er empfahl dem Kommandanten, sich besser über Ratsentscheidungen zu informieren. Mit Thomas Henning, dem Vorsitzenden des Feuerwehrvereins und Gemeinderat der Freien Wähler, habe er eine gute Informationsquelle an seiner Seite. „Aber anscheinend telefoniert’s ihr doch nicht so oft.“
Neue Feuerwehrgeräte, Fahrzeuge, neue Klamotten, Zuschuss für die Fahnenweihe … wir tun alles für die Feuerwehr. Kein Euro ist uns zu schade.
Bürgermeister Josef Niedermair
In den drei Jahren seiner Amtszeit, habe man in punkto Neubau der Feuerwehrhäuser bei Null angefangen, Grundstücke gekauft, europaweit ausgeschrieben und nun Pläne für Goldach auf dem Tisch. „Ich gehe davon aus, dass die beide Feuerwehren eine Einheit sind und es nicht heißt: Die da unten und wir da oben.“ Den Bau von zwei Feuerwehrhäusern gleichzeitig habe die Kommune, so Niedermair weiter, finanziell nicht im Kreuz. Weil es in Goldach aktuell beengter sei, beginne man dort. Der Neubau in Goldach wird im März 2025 beginnen und gut 10 Millionen Euro kosten.
Planungen für Hallbergmooser Wache bereits angelaufen
„Wir bauen auch in Hallbergmoos eine Feuerwehr“, erinnerte der Bürgermeister an den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss. Auch wenn dies aller Voraussicht nach nicht mehr während Niedermairs Amtszeit sein wird: er legt bekanntlich zum Jahresende 2024 aus gesundheitlichen Gründen die Amtsgeschäfte nieder. „Für die Wache in Hallbergmoos sei der Bebauungsplan bereits auf den Weg gebracht. Weiter kann man überhaupt nicht sein.“
Ein Stück weit zur Beruhigung der Gemüter versuchte Kreisbrandinspektor Helmut Schmid beizutragen: In der Umsetzung der Pflichtaufgaben und des Feuerwehrbedarfsplans sei die Gemeinde „vorbildlich“, unterstrich er: „Es freut mich, dass das Thema vorangetrieben wird.“