Mit einem großen Vertrauensvorschuss startet Josef Niedermair (CSU) in den Wahlkampf, der nach dem Wunsch der etablierten Parteien möglichst gar keiner werden soll. Er tritt mit dem Versprechen zur Überparteilichkeit und Neutralität an, seine Wahl gilt als einigermaßen sicher. Sollte wider Erwarten noch ein weiterer Bewerber antreten, hätte er oder sie bis 24. Februar Zeit, die Kandidatur im Rathaus einzureichen.
Bei einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag erklärten Vertreter von CSU, Freien Wählern, Einigkeit, Grünen und SPD, warum sie die Kandidatur Niedermairs unterstützen bzw. tolerieren. Dass Thomas Henning (FW) einen Rückzieher macht, überrascht einigermaßen: War er doch im Vorjahr mit großen Ambitionen gegen den verstorbenen Harald Reents angetreten. Zutrauen würde er sich „das Amt genauso“, ließ er nun verlauten. Aber: Sein Unternehmen bräuchte ihn jetzt, weil nicht abzuschätzen sei, wie sich die Pandemie auf den Betrieb auswirke. Und: „Wir wollen den Bürgern keinen knallharten Wahlkampf zumuten“, sagte Henning. Mit Niedermair als Bürgermeister, so Henning nun, als Gemeindechef könne man Themen quasi übergangslos „anpacken“.
Grüne und SPD tolerieren
„Ich hätte einen Wahlkampf nicht gescheut, bin aber als Freiberuflerin aktuell nicht in der Lage“, unterstrich Sabina Brosch – auch sie vor einem Jahr noch Bürgermeisterkandidatin der Grünen. Gleiches gelte für die Parteikolleginnen und -kollegen. „Deshalb haben wir uns entschlossen Sepp Niedermair zu tolerieren.“ Weil, wie sie betonte, „es Sepp Niedermair ist, wegen seiner persönlichen Art“, wie sie ausdrücklich unterstrich. „Es ist eine Vernunftsentscheidung“.
Bei der SPD, berichtete Anna Kreilinger-Pitters, hat man durchaus kontrovers diskutiert. Am Ende stand, so die stellvertretende Ortsvorsitzende, eine „basisdemokratische Entscheidung“ : „Wir akzeptieren und unterstützen Herr Niedermair in seiner Arbeit, soweit es unseren Zielen entspricht.“
“In gegenwärtiger Situation die beste Option”
Ein hohes Maß an Verantwortung, Kompetenz und Sachlichkeit bescheinigte Wolfgang Reiland (Einigkeit) Niedermair. „Ich freue mich persönlich, dass du dich noch mal heranwagst. In gegenwärtiger Situation bist du die beste Option“, sagte der Einigkeit-Vorsitzende. Man bringe ihm „große Wertschätzung“ entgegen und werde ihn „nach Kräften unterstützen.“
Selbstredend sieht man bei der CSU Niedermair „als Idealbesetzung“ – für den Generationswechsel im Rathaus wie auch als Mann, der aus dem Gemeinderat ein Team formen kann. Natürlich werde man sich um Themen streiten, „aber Sepp war nie parteiisch“, so Fraktionschef Christian Krätschmer.
Für „Fraktionsgeplänkel“ nicht zu haben
„Meine beste Visitenkarte waren die letzten 12 Jahre – ihr habt’s mich persönlich kennengelernt wie ich mit Menschen umgehe“, sagte Niedermair selbst. „Ich werde mich nicht verbiegen“, bekräftigte er. „Und ich werde mich nicht daran messen lassen, auf wie vielen Geburtstagen und Veranstaltungen ich war.“ Dafür gebe es Vertreter, die er einbinden wolle. „Sonst habe ich keine Frau und Familie mehr.“ Seinen Fokus will Niedermair auf die Umsetzung von Beschlüssen und auf die Arbeit im Rathaus legen: „Da war zuletzt ein bisserl Unruhe drin.“ Für „Fraktionsgeplänkel“ sei er nicht zu haben, versicherte er. Er sei „Teamplayer“, es gelte die besten Ideen des Rats „zusammenzuschmeißen.“
Größte Sorge: Niedrige Wahlbeteiligung
Eines scheut Niedermair allerdings: „10 Prozent Wahlbeteiligung wäre für mich deprimierend.“ Vor einem etwaigen Gegenkandidaten fürchtet er sich nicht. „Ganz im Gegenteil. Das weckt meinen Ehrgeiz.“ Falls er am 18. April gewählt wird, will Niedermair rasch eine Klausurtagung ansetzen, um vordringlichste Projekte – aus seiner Sicht Schul- und Wohnungsbau – festzulegen. Dringender Wunsch der CSU ist es, so die Ortsvorsitzende Tanja Knieler, das am 18. April (ausschließlich) per Briefwahl über einen neuen Bürgermeister abgestimmt wird. Die Entscheidung darüber trifft der Bayerische Landtag demnächst.