Nebel, dichter Berufsverkehr, Autos, Busse, Lastwagen und Traktoren – Stoßstange an Stoßstange: Auf der Freisinger Straße ist am ersten Schultag nach den Herbstferien viel Verkehr. So wie immer werktags gegen 7.30 Uhr. Es ist die Zeit, in der sich Kinder aus Goldach auf den Schulweg machen. Der „Bus mit Füßen“, eine Gruppe von Grundschülern, kommt um diese Uhrzeit immer aus dem Tannenweg gelaufen und erreicht die „Drück-Ampel“ an der Freisinger Straße.
Beim Überqueren der Straße sind die Mädchen und Buben nun nicht mehr auf sich allein gestellt. Denn Schulweghelferin Nicole Weidemann, gut sichtbar mit ihrer neongelben Jacke, ist ab sofort morgens von 7.20 bis 7.45 Uhr zur Stelle. An ihrem ersten Einsatztag an der Seite der Schülerlotsin: Bernd Kneißl, Verkehrssachbearbeiter der Polizei Neufahrn. Der Polizeibeamter gibt Weidemann eine Einweisung. Sagt ihr, worauf es ankommt.
Brenzlige Situationen keine Seltenheit
Die Notwendigkeit für den Einsatz eines Schulweghelfers ist, wie Kneißl sagt, an dieser Stelle „absolut gegeben“. Der Polizist musste gerade einen Lkw-Fahrer zurechtweisen, der sein Fahrzeug ein paar Meter weiter zum Ausladen abgestellt hat – in voller Länge und Breite auf dem Fußweg. „Ein Unding“, wie Kneißl sagt. Auf solche Verkehrsverstöße sollte die kommunale Verkehrsüberwachung, das empfiehlt der versierte Beamte dringend, ein verstärktes Augenmerk legen und Verstöße rigoros ahnden.
Situationen wie diese kennt auch Weidinger: „Das beobachten wir Eltern ganz oft, dass die Kinder auf die Straße ausweichen müssen, um an abgestellten Fahrzeugen vorbei zu kommen. Das geht gar nicht!“ Und dies ist nur einer von mehreren Gründen, warum sie nun Schulweghelferin ist.
Die 33-Jährige ist selbst Mutter von drei Kindern (7, 5 und 2 Jahre) und kennt die Gefahren, mit denen die Grundschüler regelmäßig konfrontiert sind. Sie selbst hat schon einige brenzlige Situationen beobachtet, wo Autofahrer die rote Ampel und selbst erwachsene Fußgänger „übersehen“ haben. Deshalb hat Schulreferentin Silvia Edfelder (CSU) den Einsatz einer Schülerlotsin beantragt. Der Gemeinderat befürwortete dies.
Die Resonanz nach ihrem Einsatz hat Weidemann nur bestärkt: „Toll, dass es so etwas nun gibt“, sagt eine Mutter, die ihr Kind an diesem Morgen bis zur Ampel begleitet hat. Viele Eltern haben bei ihr angerufen, berichtet Weidemann dem HALLBERGER: „Ich bin so froh, dass jetzt jemand da ist“, so der einhellige Tenor der vielen Anrufe, die sie erreicht haben. „Auch die Kinder honorieren das und grüßen ganz freundlich mit einem ‘Guten Morgen’“, freut sich Weidemann über die durch und durch positive Bilanz schon an ihrem ersten „Arbeitstag“, der so gesehen keiner ist: Weidemann macht den Job als Schulweghelferin nämlich ehrenamtlich.