Der FruitCube

Obst und Kartoffeln "to Go" vom Bayerischen Obstzentrum

50.000 Bäume und 2500 verschiedene Obstsorten gibt es im Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos. Die Züchtungen von Dr. Michael Neumüller sind im ganzen Land bekannt. © Beate Bodenschatz

Der FruitCube, der im Juli 2020 eröffnet wurde, wird gut angenommen. Obstliebhaber kommen sogar aus benachbarten Ortschaften in die Straße „Am Süßbach“ in Hallbergmoos. Findet man doch alles was das Herz begehrt: Obst der Saison, wie derzeit gerade Erdbeeren. Äpfel, Birnen, Himbeeren, Kirschen folgen in der nächsten Zeit, im Hochsommer dann Zwetschgen – alles aus dem eigenen Anbau des Bayerischen Obstzentrums. Und man gewiss sein: Alles ist ohne synthetische Pflanzenschutzmittel aus nachhaltigem Anbau.

Dafür steht der Name von Dr. Michael Neumüller. Dem promovierten Gartenbauingenieur  war es wichtig, einen Standort zu schaffen, wo man täglich und auch an den Wochenenden einkaufen kann. „Die Idee entstand schon vor längerer Zeit, aber sie musste reifen. Dann kommen ja auch noch behördliche Genehmigungen dazu, die man abzuwarten hat. Bis dann alles so weit war, fiel die Eröffnung dann genau in den Juli letzten Jahres. Das war für uns ein Volltreffer. Denn ein Verkauf im Laden mit Kundenkontakt wäre nur schwer möglich gewesen“.

Frisches Obst und Säfte – Tag und Nacht

Der FruitCube läuft sehr gut: aus den Kühlautomaten kann man sich selbst am Frischobst bedienen. In den Regalen stehen neben getrockneten Apfel- und Birnenringen auch Apfel- und Obstmix-Säfte. In einer Ecke gibt es Kartoffeln aus heimischem Anbau, Eier und in einer Kühltheke auch Eis, das ein Bauer aus der Region selbst mit eigener Biomilch herstellt.

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„An den Wochenenden müssen wir mehrmals nachfüllen. Das liegt in erster Linie daran, dass die Kunden unser frisches Obst sehr schätzen. Vielleicht hat man aber auch beim Großeinkauf in den Geschäften etwas vergessen. Dann ist der Weg zu uns nicht weit“, so Neumüller.

Der Verkauf ist Vertrauenssache: man setzt auf den ehrlichen Kunden, der sein Geld in die Kasse legt. Bisher hat es bis auf wenige Ausnahmen immer gestimmt. Der FruitCube ist natürlich auch Video überwacht.

Züchtungen auch für Allergiker

Alles in allem eine gute Investition für Dr. Michael Neumüller, der sein Hauptaugenmerk auf spezielle Obstbaumzüchtungen legt. Seit fast zwanzig Jahren betreibt er das Bayerische Obstzentrum. Seine Kunden kommen von weit her, um seine Bäume zu kaufen. Einige seiner Züchtungen sind mittlerweile im ganzen Land bekannt, etwa die Apfelsorten säuerliche ‚Baya Marisa‘ mit dem roten Fruchtfleisch, die 2010 als Sorte zugelassen wurde. Oder der knackige ‚Freiherr-von-Hallberg‘ (2013), die eher süßliche ‚Gräfin Goldach‘ (2015), die sich für Allergiker eignet. Dies hat man durch Zufall festgestellt, die Kunden gaben diese Rückmeldung. Ein befreundeter Arzt testete daraufhin diese Apfelsorte an Allergikern in seiner Praxis. Neu ist die Zwetschgensorte ‚Moni“ (2020)

Gen-Bank für Züchtungen von alten Sorten

An Neuzüchtungen, die in der Regel 15 bis 20 Jahre dauert, werden hohe Anforderungen gestellt. „Sie sollen an vielen Standorten wachsen, widerstandsfähig gegen Baumkrankheiten und Schädlinge sein, die Frucht gut aussehen und schmecken. Auch die Wachstumsgröße der Bäume spielt eine Rolle. Für den ‚normalen‘ Garten sollen die Bäume ja eher klein bleiben, aber trotzdem Früchte tragen,“ erläutert Neumüller.

Mittlerweile gibt es auch eine ‚Gen-Bank‘ mit beispielsweise 500 alten Zwetschgensorten. Führt man Kreuzungen durch, kann man die Frucht nach acht Jahren erstmals bewerten. Die Frage ist immer: Welche Sorten will man für die Zukunft züchten? Ziel ist es, die Geschmacksqualität zu steigern sowie die Anzahl der Vitamine und der Gerbstoffe.

Von der TU Weihenstephan zu Bayerischen Obstzentrum

Dr. Michael Neumüller stammt aus einer Gemüsebauern-Familie. Die Eltern, Barbara und Johann, pachteten zu dem eigenen Acker noch Flächen dazu und bauten dort alle üblichen Gemüsesorten an. Der ältere Bruder Bernhard führt den Hof in der Mathildenstraße heute weiter. Die Schwester ging nach Italien und Michael, der sich schon als Kind für Obstbäume interessierte und sie anpflanzte, studierte an der TU München in Weihenstephan. Dort er war acht Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter, bevor er 2003 das Bayerische Obstzentrum gründete.

50.000 Bäume in allen Größen

Heute wachsen hier über 50.000 Bäume in allen Größen und Formen. Es gibt über 2.500 verschiedene Obstsorten. Wer einen Baum oder Beerenstrauch kauft, wird fachmännisch beraten und erhält Tipps. Wenn man sich über Größe und Umfang nicht sicher ist, dann kann man sich ‚den Auserwählten‘ in einem extra dafür angelegten Schaugarten anschauen. Obstbauern, die einen Baum erworben haben, können die Früchte verkaufen, ohne eine ‚Vermarktungsgebühr‘ zu zahlen, wie das sonst im internationalen Handel üblich ist.

Einmal in der Woche hält Neumüller TU München in Weihenstephan Vorlesungen. Einige Male im Jahr wird er von Fachgremien zu Tagungen eingeladen, um Vorträge zu halten. Die restliche Zeit bearbeitet er zusammen mit zwei Gärtnern, einem Auszubildenden, zwei Gartenbauingenieuren und dem Vater 13 Hektar Anbauland. Die gilt es zu pflegen, zuzuschneiden, einzutopfen, zu wässern, einzunetzen, abzuernten – in den Frostmonaten sogar die Bäume zu vereisen, damit sie unversehrt durch den Winter kommen. Und dann sind dann noch die fünf Foliengewächshäuser, in denen unter anderem auch die eigenen Erdbeeren wachsen. Auch da darf die Pflege nicht zu kurz kommen. Dazu kommen noch die Verkaufs- und Beratungsgespräche sowie zweimal jährlich stattfindenden kostenlosen Baum-Schnittkurse vor Ort.

Der Arbeitstag ist also gut gefüllt, mit der Erledigung der Büroarbeit ist das Ende oft erst nach 20 Uhr in Sicht. Urlaub ist für Dr. Michael Neumüller ein Fremdwort: der Vater von vier Kindern nimmt sich Zeit für gemeinsame kurze Unternehmungen mit der Familie – mehr ist nicht drin. „Aber ich liebe meinen Beruf und ohne diese Leidenschaft wäre das alles nicht zu stemmen.“

Wie heißt es so schön: „Müde macht uns die Arbeit, die wir liegen lassen, nicht die, die wir tun.“ (Marie von Ebner-Eschenbach).

Beate Bodenschatz

Im Bayerischen Obstzentrum gibt es nicht nur einen Hofladen, sondern auch „Obst to Go“ aus dem Fruit Cube.

Gesellschaft, Reportagen

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