Der Franzspeck-Hof: Liköre und Brände vom Landwirt vor Ort

Porträt: Fünf Generationen Franzspeck-Hof

Wie seine Vorfahren sind Johann Franzspeck (hier bei der Feldarbeit vor vielen Jahren) Landwirte. Der Stammbaum lässt sich bis ins Jahr 1432 zurückverfolgen. Foto: privat

Der Hallberger stellt in Folge verschiedene landwirtschaftliche Betriebe vor – heute den Franzspeck-Hof in Hallbergmoos. Dort werden auch verschiedene Brände und Liköre hergestellt – u.a. der ‚Bayerische Teufel‘, der nicht nur hier bei uns im Landkreis gerne getrunken wird.

Umstellung vom Kräuteranbau auf Liköre und Brände

Der Franzspeck-Hof in der Theresienstraße in Hallbergmoos war nicht nur für seinen breit gefächerten Gewürzkräuteranbau bekannt – jetzt auch seit einigen Jahren durch die Brände und Liköre, die in der hofeigenen Destillerie hergestellt werden. Der Seniorchef Johann hat sich mittlerweile ganz und gar der Schnapsbrennerei verschrieben.

Dass die Franzspecks schon immer sehr experimentierfreudig waren und etwas Neues, etwas Anderes ausprobiert haben – das war bereits bei den Urahnen so.

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Fünf Generationen Franzspeck-Hof

Der Stammbaum lässt sich bis zum Jahr 1432 zurück verfolgen – ehemals als Froschbeck von Froschbach, einem Weiler in der Gemeinde Steinkirchen im Landkreis Erding. Die Schreibweise des Familiennamens änderte sich mehrmals, wie man den Matrikelbüchern der Pfarreien, den damaligen Personenstandsregistern, entnehmen kann. Angefangen bei Froschbeck über Frospöckh, Fronsbeck zu Franzspeck. Im Jahre 1887 wurde dann mit Beschluss des Amtsgerichts Erding festgelegt, dass die richtige Schreibweise „Franzspeck“ ist.

Michael Franzspeck, der Urgroßvater des heutigen Seniorchefs Johann, kam aus  Moosinning und heiratete 1870 die Krämerstochter Walburga Reismüller aus Hallbergmoos. Das war die Grundsteinlegung für den Franzspeck-Hof – den es jetzt bereits in der 5. Generation gibt.                                                                                                                       Ihm folgte sein Sohn Michael mit seiner Ehefrau Katharina, geb. Fritz aus Hallbergmoos; dann Josef Franzspeck mit seiner Frau Maria, die aus Traunstein, stammte.                Sohn Johann, der heutige Seniorchef, übernahm mit Ehefrau Waltraud in der 4.Generation den Hof und jetzt hat bereits Junior Oliver das Steuer übernommen.

Der heutige Seniorchef, Johann Franzspeck, hatte schon als Kind eine große Liebe zur Landwirtschaft entwickelt. „Deshalb machte ich zunächst eine Ausbildung zum Landwirt und besuchte danach gleich die Landwirtschaftsfachschule, um mir da den letzten Schliff zu holen.“

1972 lernte Johann dann seine Ehefrau Waltraud aus Schwaigermoos beim Tanzen in Kranzberg kennen und lieben – die Hochzeit folgte. Zunächst wohnte man zusammen mit den Eltern im Haus in der Theresienstrasse; bereits ein Jahr später wurde ein neues eigenes Wohnhaus gegenüber dem Elternhaus gebaut. Die Kinder Oliver und Brigitte wurden geboren.

Vom Landwirt zum Bankkaufmann

Doch die damals bereits einsetzende Umstrukturierung in der Landwirtschaft machte den beruflichen Plänen der Franzspecks zunächst einen Strich durch die Rechnung. Den Betrieb im Vollerwerb laufen zu lassen, war nicht mehr rentabel. „Ich entschloss mich, den Hof im Nebenerwerb weiterzuführen und machte noch einmal eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Das alles konnte ich nur mit großer Unterstützung meiner Frau durchführen.“

Die Viehhaltung wurde aufgegeben und man konzentrierte sich nun auf den Anbau von Petersilie und Dill. Damit war Ehefrau Waltraud schon von Kindesbeinen an vertraut – auch ihre Eltern hatten einen Betrieb, auf dem Pfefferminze und Petersilie angebaut wurden. „Damals war die Ansaat, die Pflege und die Ernte absolute Handarbeit. Man verkaufte die Kräuter als Grünware an Trocknungsbetriebe.“

Rückkehr zur Landwirtschaft

Mittlerweile hatte sich Johann bis zum Zweigstellenleiter hochgearbeitet – aber er vermisste die Landwirtschaft. 1984 war es dann so weit: er gab seinen sicheren Beruf in der Bank auf und konzentrierte sich ganz auf seinen Hof und investierte in Pachtflächen, in Hallenneubauten, in Maschinen und in eine Trocknungsanlage für Gewürzkräuter. Nur so war es möglich, 60 Hektar Ackerflächen zu bewirtschaften. „Das war natürlich ein finanzielles Risiko – aber meine Rechnung ging auf.  Nun konnten wir auch die weitere Verarbeitung bei uns direkt machen und so die Lebensmittelgroßindustrie auch in Österreich, Holland und Italien bedienen.“

Sohn Oliver entwickelte die gleiche Leidenschaft für die Landwirtschaft und Maschinen – und Vater und Sohn entwickelten und bauten zusammen einen Selbstfahr-Mäher mit Förderband zum Ernten der Kräuter. Im Jahr 2000 nach seiner Fachausbildung zum Landwirt übernahm Oliver den Franzspeckhof.

Dann gab es wieder einen Neustart für Vater und Sohn. Junior Oliver zog 2011 ins Notzinger Moos, auf seinen neu erbauten Aussiedlerhof. Den Kräuteranbau stellte er aber ein – heute  baut er Braugerste, Weizen und Körnermais an und ist auch im Bauträgerunternehmen der Familie mit eingebunden.

Große Liebe zur Schnapsbrennerei

Senior Johann entdeckte ein neues Hobby: die Destillerie: „Schon immer wollte ich das Schnapsbrennen lernen, hatte aber nie die richtige Zeit dafür. Aber jetzt konnte ich es ausprobieren.“

Ab sofort waren jede Menge Fachliteratur angesagt, sowie Seminare an der Uni München in Weihenstephan und der Uni in Hohenheim, bis hin zu Brennkursen im Kloster Seckau in der Steiermark, um die Brennkunst mit allen Arbeitsschritten zu erlernen.

Mittlerweile sind die Brände, Liköre und Spirituosen aus Kräutern, Zwetschgen, Mirabellen und Birnen in der heimischen Gastronomie, Hotellerie und im Getränkehandel mehr als gefragt. Zwei davon sind besonders beliebt: der ‚Bayerische Teufel‘, ein Blutwurz-Kräuter-Frucht-Likör und der Birnenbrand ‚Williams-Royal‘. „Es war nie meine Absicht, einen größeren Markt aufzubauen, ich habe spaßeshalber meine Produkte im Internet angeboten.“

Doch wieder einmal ist es anders gekommen, als erwartet – die Nachfrage ist groß. Aber zusammen mit Ehefrau Waltraud, die beim Maischen, Abfüllen und Etikettieren der jährlichen drei Hektoliter Brände hilft, ist für Johann alles machbar. Aber mehr als diese Menge soll es nicht werden. Man will keine Masse, sondern Klasse, sprich Qualität produzieren. Und es soll noch genügend Zeit bleiben für die fünf Enkelkinder und auch für verschiedene Reisen – zum Beispiel nach Südtirol oder in den Bayerischen Wald.

Das wünscht man Johann und Waltraud Franzspeck, die im nächsten Jahr den 50.Hochzeitstag feiern und mit berechtigtem Stolz auf das Erreichte zurückblicken, gern.

Wie sagte schon der französischen Schriftsteller Honoré de Balzac: ‚Alles Glück hängt vom Mut und der Arbeit ab‘.

Beate Bodenschatz

Waltraud und Johann Franzspeck vor der Destilieranlage, wo feine Brände und Liköre entstehen.

Gesellschaft, Leute

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