Früher oder später ereilt jeden Maibaum dieses Schicksal: Er wird umgelegt und zerlegt. Auch wenn er von außen betrachtet noch „pfenninguad“ aussah, ereilte nun auch das 32 Meter hohe Wahrzeichen Goldachs dieses Schicksal. Drei Jahre stand der Maibaum vor dem Alten Wirt. Nun musste er aus Sicherheitsgründen weichen.
Der Goldacher Burschenverein machte das Beste daraus: Das Prachtstück in Weiß-Blau wurde per Brief-(kasten)-Gebot versteigert. Und die Burschen freut’s besonders, dass mit der Dachdeckerei Pescolderung ein Freund und Gönner des Vereins den Zuschlag erhielt.
Eine offizielle „Trauerfeier“ gab’s genauso wenig wie das diesjährige Maifest – beides kann Corona-bedingt nicht stattfinden. Doch Passanten, die zufällig vorbeikamen, sahen ein beeindruckendes Spektakel und eine handwerkliche Meisterleistung.
Die Burschen hatten, um den tonnenschweren Koloss von seinem Stammplatz zu entfernen, Profis an ihrer Seite: Bauunternehmer Hermann Hartshauser schickte unentgeltlich die benötigte Hebebühne. Luis Lenz, Fachmann für Garten- und Forstdienstleistungen, schraubte sich damit in die Luft, um schließlich den Maibaum mit der Motorsäge ab dem ersten Kranz in etwa fünf Meter Höhe abzusäbeln. Dann wurde der tonnenschwere Stamm auf der Hauptstraße gehievt und abgelegt.
Handwerkliches Kunststück
„Zehn Minuten und alle Taferl sind schon ab“, zollte Burschensprecher Niklas Weltmaier seinen Kameraden nach einem Blick auf die Uhr großen Respekt. Sie hatten in Windeseile den Hahn an der Spitze und Zunftzeichen abmontiert, weil man die von der Goldacher Feuerwehr gesperrte Hauptstraße so schnell wie möglich wieder freigeben wollte. Die Holzspäne flogen nur so durch die Luft als Lenz den Baum letzten Endes in transportfähige, acht Teile zerlegte.
Aus dem Baum werden Bankerl
Der Höchstbietende bekam sie anschließend frei Haus geliefert. Was Jürgen und Wolfgang Pescolderung damit machen? “Schöne Bankerl” verrieten sie als die Lieferung bei ihnen vergangenen Donnerstag bei ihnen eintraf. Für Brennholz wäre das Prachtstück in Weiß-Blau auch wirklich zu schade.
In Goldach bleibt derweil ein fünf Meter hoher Stumpf stehen – als Platzhalter für Tradition und Brauchtum. Und bis es eines Tages einen Nachfolger und das Maifest feiern kann.