Der Elternbeirat der Grundschule Hallbergmoos (Landkreis Freising) hat sich im Nachgang der Debatte um die Pausenhof-Einzäunung am Freiherr-von-Hallberg-Platz (Gemeinderatssitzung vom 21. Oktober 2025) in einem Offenen Brief an die Gemeinderäte gewandt. In dem Schreiben legen die Elternvertreter ausführlich ihre Haltung zur Umgestaltung und Sicherung des Schulgeländes dar.
Der Offene Brief im Wortlaut:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Henn,
sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates,
in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates am 21.10.2025 ging es unter anderem um die Umgestaltung des Pausenhofs der Grundschule Hallbergmoos. Aus diesem Grund waren Vertreter des Elternbeirates der Grundschule unter den Zuschauern bei der Sitzung anwesend. Mit Überraschung konnten wir der lebhaften Diskussion und dem Meinungsaustausch verschiedener Gemeinderatsmitglieder folgen. Soweit es Wortbeiträge von Gemeinderatsmitgliedern gab, wurde mehrfach betont, dass niemand etwas gegen Kinder habe und man auch Verständnis für deren Sicherheit auf dem Schulgelände. Der Verlauf der Diskussion und das endgültige Abstimmungsergebnis zeichnen jedoch ein anderes Bild.
Konkret wurde diskutiert, die verschiedenen Außenbereiche des Schulhofes und damit Pausenbereiche der Grundschule einzufrieden und im Zuge dessen mit kleinen baulichen Veränderungen für eine erste Aufwertung der Freiflächen für die Schülerinnen und Schüler zu sorgen. Dass man an dem Konzept der offenen Freiflächengestaltung vor einer Schule, wie bei der Eröffnung im Jahre 1989/1990 vorgesehen, nicht festhalten kann, konnte die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder nicht nachvollziehen. „Auch sie hätten ihre Grundschulzeit ohne einen Zaun überlebt“, so hörte man es in einigen Wortmeldungen sinngemäß.
Und so wurde ein zweiter Abstimmungsvorschlag einer Einfriedung einer „kleineren“ Fläche beantragt, damit der Punkt der Sicherheit der Kinder erledigt sei. Die kleinere Fläche hinter der Schule rund um die gelben Hügel einzufrieden, sorgt sicherlich dafür, dass der öffentliche Durchgangsverkehr während der Pausenzeiten in diesem Bereich eingestellt wird. Eine Sicherheit für alle Schülerinnen und Schüler der Grundschule ist damit keineswegs gewährleistet, da auf die Freiflächen vor der Schule – auf dem Freiherr-von-Hallberg-Platz – als Pausenfläche nicht verzichtet werden kann. Nicht nur die Schülerzahlen an der Grundschule haben sich in den vergangenen 35 Jahren von ca. 250 Kindern auf nunmehr fast 500 Schüler verdoppelt, auch brauchen die Kinder in der heutigen Zeit mehr Platz für Lernen und ausreichende Bewegung.
Das Lernen und Lehren hat sich seitdem verändert und auch die Schüler haben sich in den letzten Jahren verändert – deutlich mehr verhaltensauffällige Grundschüler, Integration von Nicht-Muttersprachlern als Regelfall in jeder Klasse, Inklusion – diese Herausforderungen enden nicht an der Tür des Klassenzimmers, sondern setzen sich auf dem Schulhof fort. Wünschenswert wäre es, die Pausenräume/-höfe so zu gestalten, dass jedes Kind seinen Platz findet – sei es in der dynamischen Bewegung, im ruhigen Rückzug, in der kreativen Begegnung mit anderen oder aber im Unterricht im Freien. Auch die Einführung von Ganztagsangeboten an der Grundschule wird wohl in naher Zukunft die Anforderungen an ein Schulgebäude/-gelände fundamental verändern. Diesen bestehenden und absehbar zukünftigen Herausforderungen sehen wir nur dann als erreichbar an, wenn das gesamte Schulgelände eingefriedet wird.
Sicherlich ist ein Zaun quer über den Freiherr-von-Hallberg Platz kein Garant für einen Schönheitspreis, aber ein solcher könnte in weiteren Bauphasen optisch ansprechend ausgestaltet werden bzw. in einer Begrünung verschwinden. Konzepte hierzu liegen bereits vor. Ein Abstimmungsergebnis für eine Einfriedung des gesamten Schulgeländes wäre daher die richtige Entscheidung gewesen.
An einer unveränderlichen Freifläche des Freiherr-von-Hallberg-Platzes als Ortsmitte und Ort für öffentliche Veranstaltungen festzuhalten, ist nicht mehr zeitgemäß, da dies eine kaum mehr praktizierte Nutzung dieses Platzes in den Vordergrund stellt, zulasten der Interessen der tatsächlichen Nutzer, nämlich der Schüler. Dieser Platz wird als Schulgelände gesehen und hauptsächlich dafür auch genutzt. Veranstaltungen finden bis auf zwei Ausnahmen an anderen Orten in Hallbergmoos statt und gegen eine Zugänglichkeit und Nutzung des Schulhofes außerhalb des Schulbetriebes spricht nichts und kann sicherlich ohne weiteres zugesichert und umgesetzt werden.
Zudem geht aus Gesprächen mit jungen Bürgern Gemeinde hervor, dass der Freiherr-von-Hallberg-Platz überhaupt nicht als zentraler, öffentlicher Platz für Begegnungen – wie es womöglich vor ein paar Jahrzehnten der Fall war – wahrgenommen wird, sondern als Schulgelände bzw. als Vorplatz der Sporthalle. Es gibt ja ein Zentrum in Hallbergmoos, nämlich den zentralen Marktplatz, welcher nicht nur als Zentrum wahrgenommen, sondern auch so gelebt wird. Auch rein optisch kann eine Umgestaltung und Erweiterung der Begrünung der Freifläche vor der Grundschule diesen Platz nur aufwerten. Da steht auch ein Zaun nicht im Weg, sondern wird in ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept eingebunden.
Eine zweite Grundschule ist vom Tisch, der Anbau als Erweiterung steht und bewährt sich, die Sanierung des alten Teils der Grundschule läuft auf Hochtouren und da Schule nicht nur drinnen stattfindet, müssen jetzt in konsequenter Weise auch die Außenflächen an diese gestiegenen Anforderungen angepasst werden. Und so wurde auch der Ausbau der Freiflächen kontrovers diskutiert. Einzelne Gemeinderatsmitglieder haben eingebracht, bei den Freiflächen könnte es sich nur um die Pausenflächen handeln, die nichts mit Bildung zu tun haben. Das Gegenteil ist der Fall. Pausen spielen eine wichtige Rolle im schulischen Umfeld, da sie sich direkt auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Schüler auswirken. Studien zeigen, dass kurze Bewegungspausen das Gehirn stimulieren und die Aufmerksamkeit der Schüler steigern. Darüber hinaus ermöglichen Pausen den Schülern, sich körperlich zu betätigen und Stress abzubauen, was wiederum ihre geistige Leistungsfähigkeit verbessert.
Dafür braucht es zum einen Platz und zum anderen auch ein ansprechendes Angebot auf dem Schulhof für die Schülerinnen und Schüler. Dass „ein Klettergerüst zu gefährlich“ sei und „daher eingespart werden könne“, eine weitere Äußerung, die jedoch unbegründet ist. Ein vielfältiges attraktives Spiel- und Kletterangebot auf dem Schulgelände unterstützt die körperliche, geistige und seelische Entwicklung der Schüler und Schülerinnen. Solche Spielgeräte entsprechen geprüften Normen und bieten eine aus-reichende Sicherheit für die Schüler.
Die Bemühung des Bürgermeisters, den anwesenden Schulleiter, Herrn Weichs, zum Thema Relevanz des Pausenhofes für die Bildung zu Wort kommen zu lassen, bedurfte zunächst einer Abstimmung des Gemeinderates, die dann nur mit knapper (!) Mehrheit angenommen wurde. Der bis dahin wohl am wenigsten nachvollziehbare Moment der Sitzung!
Ohne ein entsprechendes Angebot an Spiel -und Klettermöglichkeiten, werden die Kinder weiterhin, die Balustraden der Turnhalle, Überdachungen an den Gebäuden oder Treppenabgänge zum Klettern sowie sogar den Vorgarten der Hausmeisterwohnung als Spielfläche nutzen. Selbst 10 Pausenaufsichten kämen bei der Vielzahl der Kinder und deren Bewegungsdrang nicht dagegen an! Alles das wäre wohl berichtet worden, wenn man den Rektor ausführlich hätte Stellung nehmen lassen. Einige schriftliche Stellung-nahmen des Schulleiters in den letzten Jahren zu dieser Thematik liegen dem Gemeinderat bereits vor. Warum wurden diese nicht berücksichtigt, wenn man den Schulleiter zu diesen Themen schon nicht persönlich anhören möchte?
Fazit:
Sicherlich ist mit dem Beschluss der Einfriedung der nördlichen Flächen des Schulgeländes und der Erhöhung des Budgets für die Bewegungs- und Kletterflächen ein erster sichtbarer Schritt getan. Jedoch bedarf es weiterer Schritte, um die Pausenflächen in einem Gesamtkonzept“ zu gestalten, wie es dieser jungen und tollen Gemeinde gut zu Gesicht steht! Den großen Worten – wir investieren in unsere Kinder und die Bildung – müssen auch Taten folgen! Unsere Grundschule soll doch vom gesamten Lernkonzept her auch ein Aushängeschild der Gemeinde sein, in der Innensanierung wird dies sicherlich gelingen, die Außensanierung darf in nichts nachstehen!
Lieber Gemeinderat,
seien Sie weitsichtig – nicht nur die Feuerwehren und die Vereine brauchen Ihre volle Unterstützung, sondern auch die Jüngsten in unserer Gemeinde – unsere Zukunft!
Und vor allem – wir schätzen Ihre ehrenamtliche Tätigkeit als gewählte Gemeinderatsmitglieder indem Sie die besten Entscheidungen für unsere Bürgerinnen und Bürger treffen wollen. Wir Eltern möchten dabei auch den Kindern und letztlich irgendwann mündigen Erwachsenen der Gemeinde eine Stimme geben, damit auch die Belange der Kinder sachgerecht und angemessen berücksichtigt werden können!
Der Elternbeirat der Grundschule Hallbergmoos“