Corona-Situation im Landkreis Freising dramatisch

Wille, zu helfen, weiterhin ungebrochen

Von einer dramatischen Lage sprachen bei der Pressekonferenz (v.l.): Georg Miedl, Ärztlicher Kreisverband Freising, Dr. Christian Fiedler, Leiter Medizinische Prozesse und Klinikorganisation am Klinikum Freising, Brigitta Denk, Ärztliche Leitung Gesundheitsamt, Landrat Helmut Petz, Frank Contu, Verwaltungsleitung Gesundheitsamt, Hubert Böck, stellv. Leiter Impfzentrum Freising, und Dominik Ternes, Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Foto: LRA Freising

Das Robert-Koch-Institut meldete am Donnerstag für Bayern eine Inzidenz von 427,4. Der Landkreis Freising lag mit einem Wert von 373,8 nur knapp dahinter. Die aktuelle Lage stellt nicht nur für das CTT (Contact Tracing Team) des Gesundheitsamts eine enorme Herausforderung dar. Im Klinikum Freising sind alle Intensivbetten belegt und es fehlt an qualifiziertem Personal. Ein erster Corona-Intensivpatient musste bereits verlegt werden – nach Meran, weil auch alle Nachbarkrankenhäuser voll sind. Bei der gestrigen Pressekonferenz des Landkreises zur aktuellen Coronalage warnten die Verantwortlichen vor den Folgen der vierten Welle, die den Landkreis bisher wohl noch nicht in ihrem ganzen Ausmaß getroffen hat.

Landrat Petz: Zahlen sind explodiert

„Die Zahlen sind explodiert“, so Landrat Helmut Petz. Bei täglich über 100 gemeldeten Neuinfektionen sei es nicht verwunderlich, dass die Kontaktnachverfolgung im Rückstand liege. Bei 26 Stammmitarbeitern und einem Arbeitsaufwand von einer Stunde pro Fall sei ein Rückstau nicht zu verhindern. Per Amtshilfeantrag holt sich der Landkreis deshalb wieder Unterstützung bei der Bundeswehr. Auch Mitarbeiter aus dem Landratsamt sollen das CTT unterstützen.

Brigitta Denk, ärztliche Leiterin des Gesundheitsamtes, appellierte wegen des hohen Arbeitsaufkommens beim CTT und im Gesundheitsamt an das Verständnis der Bürger. Für die Abarbeitung der Kontaktnachverfolgung brauche es trotz Digitalisierung Ressourcen. Jetzt werde priorisiert, das heißt, vulnerable Bereiche wie Altenheime, Krankenhaus und medizinisches Personal kämen zuerst.

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Informationen auf der Homepage des Landratsamts

Allen anderen legt die ärztliche Leiterin die Informationen auf der Homepage des Landratsamts ans Herz. Dort könne genau nachgelesen werden, was bei einer Positiv-Testung zu tun ist und wie sich Kontaktpersonen zu verhalten haben (https://lrafs.de/coronapositiv). Einen kostenlosen PCR-Test gibt es laut Denk im Impfzentrum übrigens nicht nur gegen Vorlage eines positiven Testnachweises. Man könne sich auch beim Hausarzt eine Bescheinigung besorgen, die Corona-App mit Kontaktbescheid oder beispielsweise den positiven Test eines Familienangehörigen vorlegen.

Jetzt müsse ein größeres Verständnis für den Virus erreicht werden: „Die Inkubationszeit liegt immer noch bei zwei Wochen. Es muss weiterhin Abstand gehalten und gelüftet werden“, so Denk.

Prekäre Belegungssituation im Klinikum

Dr. Christian Fiedler, Leiter Medizinische Prozesse und Klinikorganisation am Klinikum Freising, schilderte die prekäre Belegungssituation im Krankenhaus. Auf ein ohnehin volles Krankenhaus treffe die vierte Welle. Alle Intensivbetten seien belegt. Die beatmeten Corona-Patienten seien zwischen 40 und 60 Jahre alt und alle ungeimpft.

Um mehr Betten zu betreiben, brauche es mehr Personal. „Aber das haben wir nicht“, so Fiedler. Geräte gäbe es im Vergleich zur ersten Welle genug. „Wir brauchen kein Zelt und kein Behelfskrankenhaus.“

„Impfen gleicht einem Sicherheitsgurt“

Dabei rollt die vierte Welle erst auf uns zu, wie Dr. Georg Miedl vom ärztlichen Kreisverband Freising anhand der üblichen Krankheitsverläufe vorrechnete. Auf Dauer komme jeder in Kontakt mit Corona, so die Prognose des Arztes. Er vergleicht die Corona-Impfung deshalb mit einem Sicherheitsgurt. „Wenn man einen Unfall hat, kommen die Geimpften mit einer Schramme davon, während die nicht Geimpften durch die Scheibe gehen.“

Deshalb müsste bei Impfkritischen weiter Überzeugungsarbeit geleistet, ans Eigeninteresse und an die Solidarität appelliert werden, so Petz. Auch die Boosterimpfung für ältere Bürger soll vorangetrieben werden.

An Impfmöglichkeiten scheitert’s nicht. Zwar ist das Impfzentrum laut Hubert Böck, stellvertretender Leiter des Impfzentrums, mit derzeit 170 bis 180 Impfungen am Tag (75 bis 80 Prozent Auffrischungsimpfungen) wegen der Bestellzyklen bis 22. November praktisch ausgebucht, die Impfleistung könne und soll danach aber wieder auf 500 hochgefahren werden. Damit kein Impfstoff weggeworfen werden muss und beim Impfen keine langen Wartezeiten entstehen, hält das Freisinger Impfzentrum dabei an seiner Anmeldekultur fest – möglich über das Bayerische Impfzentrum unter Bayerisches Impfzentrum – Impfregistrierung (impfzentren.bayern) oder über das Callcenter.

„Die Situation ist dramatisch“, fasste Landrat Helmut Petz abschließend zusammen. „Auch im Klinikum werden wir uns nach der Decke strecken müssen.“ Gleichzeitig lobte er die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und „den ungebrochenen Willen, zu helfen“.

(Quelle: Landratsamt Freising)

Gesellschaft, Topnews

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