In ganz Bayern ist Sabine Weigand derzeit wieder unterwegs. Sie ist denkmalpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion und sieht sich Fragen und Problemstellung des Denkmalschutzes aus der Nähe an. Ihr Weg führte die promovierte Historikerin nun auch nach Hallbergmoos. Der Fokus hier: Die Nutzung denkmalgeschützter Gebäude im Alltag. Es ging zur Kirche St. Theresia, dem Hallbergmooser Leichenhaus, zur Gaststätte „Otto von Wittelsbach- Alter Wirt“ und Schloss Birkeneck.
Fenster in die Vergangenheit
Auf ihrer Tour schaut sich die Politikerin sanierungsbedürftige Denkmäler in ganz Bayern an. Aber auch solche, die positive Beispiele für „Fenster in die Vergangenheit“, wie es Johannes Becher formulierte. Der Landtagsabgeordnete hatte sich zusammen mit Leon Eckert, Bundestagskandidat der Grünen aus Eching, der Besichtigungstour angeschlossen. Ortssprecherin Sabina Brosch und Robert Wäger (stellvertretender Landrat) hatten sie organsiert.
Theresienkirche ist nicht barrierefrei
Geführt wurde die Tour vom ehrenamtlichen Heimatkundler Karl-Heinz Zenker, der mit viel historischem Wissen und Material aufwartete. Wegen eines Schlaganfalls ist er körperlich gehandicapt und mit Rollator unterwegs. Mobilitätseingeschränkte wie er tun sich schwer, in das 1833 geweihte Gotteshaus zu gelangen: Einen barrierefreien Zugang gibt es bis heute nicht.
Der Einbau eines Aufzugs und die Sanierung der Kirche ist seit langem vom Erzbischöflichem Ordinariat angekündigt, wegen Corona und Personalwechseln aber bisher nicht begonnen worden. „Gerade auch angesichts der demografischen Entwicklung ist es wichtig, dass da Barrierefreiheit besteht,“ unterstrich Weigand. „Ich werde bei der Gebietsreferentin nachhaken, wie der Stand der Dinge ist. Im Prinzip geht’s dann darum, eine Finanzierung zu finden. Da müssen sich die Kirche und Gemeinde zusammentun. Ich bin zuversichtlich, dass sich eine Lösung finden lässt.“
Kreative Lösungen gefragt
Becher erinnerte daran, dass schon unter Ministerpräsident Horst Seehofer die Barrierrefreiheit im öffentlichen Raum bis 2021 angekündigt war. „Da ist man krachend gescheitert.“ Denkmäler, so Bechers Haltung, müssen nicht immer zwingend nach DIN-Norm barrierefrei sein. „Barrierearm“ würde schon viel helfen. Auch Weigand sprach sich dafür aus, „kreative Lösungen zulassen“.
Historisches Gasthaus ansprechend saniert
Weiter gings‘ zum Gasthof „Otto von Wittelsbach – Alter Wirt“ in der Ludwigstraße von 1830: Das älteste Gasthaus der Gemeinde, das zuletzt jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben und Schandfleck war, wurde aufwändig restauriert und 2020 in das Holiday Inn Hotel integriert.
Weigand unterstrich zwar, dass ein historisches Wirtshaus nicht in fremde Hände gegeben werden sollte. Aber hier sei eine gute Lösung gefunden worden – fürs Denkmal und die Kommune. Der Alter Wirt sehr schön und geschmackvoll saniert. Becher stimmte – mit Abstrichen – zu: Ihm gefiel‘s, dass man Originalgebäudeteile, Fenster, Stiegen, Dielen und Dachboden erhalten hat. „Entscheidend ist, dass Denkmäler genützt werden. So ein Gebäude mit seiner Geschichte macht den Ort aus und gibt ihm ein Gesicht.“ Einschränkend fügte er allerdings hinzu: „Bei allem Respekt: Das Gebäude hier hat nicht diesen Wiedererkennungswert.“