Anton Hamburger – der Wirt vom Gasthof Neuwirt

Der Enkel und das Werk der Väter

Verena, Toni und Rudi Hamburger - die junge Generation im Gasthof Neuwirt. © Beate Bodenschatz

Anton Hamburger ist Gastwirt und Koch aus Leidenschaft. Der junge Mann wusste bereits als Kind, dass er das traditionelle Gasthaus übernehmen will, das vor ihm bereits der Urgroßvater und Vater geführt haben.

„Ich habe immer schon eine große Liebe zu unserem Gasthaus und allem, was dazu gehört“, unterstreicht Hamburger. Diese Begeisterung teilt er mit seinen Vorfahren: 1924/25 erbaute der Urgroßvater Anton Sedlmeier mit seiner Ehefrau Therese den Gasthof Neuwirt in Goldach mit einem Gastraum, einigen Fremdenzimmern sowie einer Metzgerei und einem angrenzenden Stall für Vieh.

Die Erbin und Tochter Theresa Sedlmeier und ihr Ehemann, der aus Franzheim stammende Tierarzt Dr. Rudolf Hamburger, verpachteten den Gasthof Ende der 1950‘er Jahre. Die beiden leiteten eine eigene Tierarztpraxis, übernahmen aber weiterhin die Verwaltung des Gasthofes.

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Mit den Kindern Renate, Marion und Christian wohnten sie neben dem Wirtshaus und Theresa Hamburger betrieb dann dem damaligen Zeitgeist gerecht werdend ein Kino, das sie bis Mitte der 1960‘er Jahre leitete.

Gasthof und Hotelneubau

Sohn Christian verspürte bereits in seiner Jugend den Wunsch Wirt zu sein. Zur Freude der Eltern übernahm dieser zusammen mit Ehefrau Brigitte 1987 wieder das Haus und machte es zu dem, was es heute ist: Ein Gasthof mit traditioneller Küche, gemütlicher Gaststube und schattigem Biergarten. Zehn Jahre später kam zum Gasthof der Neubau eines Hotels mit 40 Zimmern dazu und der Festsaal für Hochzeiten wurde dann auch in weitere Hotelzimmer umgebaut.

Christian und Brigitte leben bis heute ihren beiden Söhnen Anton und Rudolf vor, was es heißt, einen stilvollen Gasthof und ein Hotel zu führen und zu bewirtschaften: Gleichzusetzen ist dies mit viel Arbeit und Verantwortung. Und sie stellten den Beiden frei, welche berufliche Richtung sie einschlagen möchten.

Kochlehre als Jahrgangsbester

Doch für Anton Hamburger war das immer der Weg, den er gehen wollte: „Gleich nach der Schule machte ich eine Lehre zum Hotelfachmann im renommierten Messehotel Bauer in München-Feldkirchen.“ Er schloss diese Lehre mit Bravour ab. Danach ging es zunächst wieder nach Hause – zurück nach Hallbergmoos.

„Doch ich wollte noch was draufsetzen und habe deshalb noch mal eine Lehre als Koch angestrebt.“ Im Traditionshaus ‚Freisinger Hof‘ in München-Oberföhring absolvierte er seine Kochausbildung, die er als Jahrgangsbester mit Auszeichnung beendete. Auch danach wollte Anton aber noch einmal andere Luft schnuppern. In einer anderen Hotelküche zu arbeiten, das war zunächst sein Ziel. Und so ging es nach Österreich: Im Schloß Prielau in Zell am See holte Anton sich den letzten Schliff und bekochte die dortigen Gäste zur vollsten Zufriedenheit.

2013 kehrte er dann endgültig nach Hause zurück – voller Elan und Tatendrang und mit dem Leitspruch des Vaters im Gepäck: ‚Mach Dein Hobby zum Beruf, dann musst Du ein Leben lang nicht arbeiten.‘

Plötzlich Chef für ein großes Haus

Arbeit und Verantwortung gab es für den jungen Mann genug, denn er übernahm bereits ein Jahr später die Leitung für einen großen Teil des Betriebes und steht gerne selbst in der Küche. Und die wird von den Gästen sehr geschätzt und ist mittlerweile im ganzen Landkreis, ja der gesamten Region in aller Munde. „Ich bin in der Küche in meinem Element und mir macht es Spaß, unter Dampf zu arbeiten und Gutes auf den Teller zu bringen. Außerdem habe ich mit meiner Frau, meinem Bruder und meinen Eltern große Unterstützung.“

Unterstützung durch Ehefrau und Bruder

Die Familien-Chemie im Neuwirt stimmt, alle helfen zusammen. Neben Vater Christian, der als Allrounder überall einsetzbar ist, hilft auch Mutter Brigitte in der Küche mit. Ehefrau Verena aber ist die große Stütze ihres Mannes: Sie hat ihren Meister im Hotelfach gemacht und weiß ebenso wie ihr Ehemann, was zu tun ist, wenn man ein so großes Haus zu leiten hat.

„Dass war Schicksal, als ich meine Frau Verena, die aus Gremertshausen stammt, bei Freunden kennengelernt habe und wir uns ineinander verliebten. Dass sie beruflich die gleiche Fachrichtung wie ich eingeschlagen hatte, war das Sahnehäubchen obendrauf.“

Ganz besonders freut sich die Familie, dass Bruder Rudolf mittlerweile auch mitarbeitet. Der gelernte Steuerfachmann bringt sich nicht nur in der Geschäftsleitung ein. Er ist auch für die Planung und Durchführung der Feierlichkeiten zuständig.

Ein Jahr nach der Hochzeit von Anton und Verena wurde 2020 nun Söhnchen Christian jr. geboren.

Treuer Kundenstamm aus dem Umland

Für die Hamburgers lief beruflich und privat alles perfekt. So hätte es weitergehen können. Im Februar renovierte man gerade noch die gesamte Gasthofküche, dann kam im März die Corona-Pandemie: „Wir haben sofort reagiert und bereits einen Tag nach der ersten Schließung Flyer verteilt mit dem Angebot ‚Essen to go‘.“

Das wurde sofort von den Gästen angenommen. Die Familie Hamburger und das gesamte Neuwirt-Team sind für die enorme Unterstützung und Treue aus der Gemeinde und den umliegenden Ortschaften sehr dankbar. Dass alles so reibungslos machbar war, dies war nur mit einem absolut loyalen und stabilen Personalstamm möglich, auf den der junge Chef sehr stolz ist.

„Wir haben 45 Angestellte, drei Lehrlinge und zwölf Aushilfen – und alle waren sofort bei unseren veränderten Arbeitsabläufen dabei. Da gab es kein Murren und Zetern. Und nur deshalb und natürlich auch durch einen treuen, stabilen Kundenstamm, der uns unterstützen wollte, sind wir durch die gesamte Coronazeit unbeschadet durchgekommen.“

Die Zeit, in der man keine Gäste bewirten konnte, wurde zur Renovierung einiger Hotelzimmer und für die Erweiterung des Außengastbereichs mit Überdachung im Garten genutzt. Trotzdem freute sich die gesamte Neuwirt-Mannschaft mit Chef Anton an der Spitze natürlich auch darauf, wieder Gäste ‚live‘ bewirten zu dürfen – auch wenn es zunächst nur im Außenbereich möglich war.

„Und auch da haben wir die große Loyalität unserer Gäste gespürt. Sie saßen trotz niedriger Temperaturen mit dicken Jacken draußen im Garten und bestellten ihre Essen.“

Man nimmt es dem jungen Wirt ab, wenn er sagt, dass er für diese Erfahrung mehr als dankbar ist und dass er diese auch in seine Firmenphilosophie einfließen lassen möchte. So hat er vor, in ein paar Jahren ein Mitarbeiter-Wohnhaus zu bauen und bezahlbaren Wohnraum für seine Angestellten zu schaffen.

Um es mit Pablo Picasso zu sagen: Der Sinn des Lebens besteht darin, Deine Gabe zu finden. Der Zweck des Lebens ist sie, zu verschenken.

Beate Bodenschatz

Gesellschaft, Leute

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