Zum Pfarrfest haben Christen nun im Pfarrgarten von St. Theresia in Hallbergmoos (Landkreis Freising) versammelt. Im Rahmen der Messe feierte Pater Alfred Niedermaier von den Herz-Jesu Missionaren aus Birkeneck sein 50-jähriges Priesterjubiläum.
Das langjährige Wirken von Pater Niedermaier an verschiedenen Orten Brasiliens wurde von einem Wegbegleiter auf Portugiesisch gewürdigt – natürlich mit Übersetzung ins Deutsche. Er selbst erzählte bescheiden und doch sehr persönlich von seiner Zeit in Südamerika: 40 Jahre verbrachte er dort und seit sieben Jahren lebt er nun im Kloster Birkeneck.
Das Leben und Wirken von Pater Niedermair
Er wird am 28. Februar 1947 als Sohn des Beamten Josef Niedermaier und der Hausfrau Kunigunde Niedermaier in Würzburg geboren. Erst besucht er die Pestalozzi-Grundschule, dann die Schillerschule. Mit zehn Jahren verbringt er seine Schulzeit im Internat in Salzburg auf dem Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare. Gleich nach dem Abitur, mit 19 Jahren, tritt er in den Orden ein. Den Wunsch Missionar zu werden, hatte Alfred schon als Kind.
Bald nach dem Eintritt in den Orden, beginnt Niedermaier in Innsbruck Philosophie und Theologie zu studieren. Danach macht er eine Ausbildung zum Krankenpfleger in Neuburg an der Donau bei den Barmherzigen Brüdern und arbeitet zwei Jahre lang als Lehrer und Erzieher im Kloster Rebdorf in Eichstätt. Zuerst denkt Niedermaier an eine Missionarstätigkeit in Afrika.
Doch als im Orden die Idee aufkommt, eine Niederlassung in Brasilien zu gründen, ergreift er die Chance. Niedermaiers Arbeitsfelder sind fortan die armen ländlichen Gebiete und die Randbezirke der großen Städte. Zunächst verschlägt es ihn in den Bundesstaat Santa Catarina im Süden des Landes. Seine Aufgabe ist es, Gegenden, in die sich kein einheimischer Pfarrer verirrt, zu erschließen und dort Kirchen, Kindergärten, Schulen und Ausbildungszentren zu errichten. Oft hat er sieben bis acht Gemeinden gleichzeitig zu betreuen.
Engagement für Straßenkinder
Er ist sozusagen nicht nur Pater, sondern auch Sozialarbeiter und versucht, die Kinder von der Straße zu holen, indem er ihnen eine Ausbildung und damit eine Zukunft bietet. Ist das Gebiet so weit erschlossen, dass die Einrichtungen auf eigenen Beinen stehen können, übergibt Padre Alfredo, wie die Brasilianer ihn nennen, die Gemeinde einem einheimischen Pfarrer.
Nach sechs Jahren in Santa Catarina geht er in den Bundesstaat Bahia, an der Ostküste, und setzt dort seine Arbeit in gleicher Weise für 13 Jahre in Canavieiras fort. Dort gründet und leitet er im Auftrag der Kirche 1996 den „Pastoral de Menor de Canavieiras“ einem Verein dessen Aufgabe das: „Fördern und Verteidigen des Lebens verarmter Kinder und Jugendlicher sowie deren Grundrechte“ ist. Eine Initiative der katholischen Kirche für ganz Brasilien, die bis heute fortwirkt.
Man ist ihm immer noch so verbunden, dass ihm die Kirchengemeinde Canavieiras, jetzt zum goldenen Priester Jubiläum noch eine 20-minütigen Grußbotschaft geschickt hat. Danach wendet sich Padre Alfredo der Nordostküste Brasiliens, dem Staat Ceará und der Millionen Stadt Fortaleza zu. In Itaitinga, einem Vorort, beginnt er Ende der neunziger Jahre zusätzlich zum Aufbau der Sozialen Infrastruktur ein neues Projekt auf die Beine zu stellen.
Farmacia Viva – Apotheke für Arme
In Zusammenarbeit mit dem Institut der organischen Chemie der staatlichen Universität von Ceará und Prof. Matos hat er eine Apotheke für Arme aufgebaut, die Farmacia Viva, in der die arme Bevölkerung Medikamente zu einem symbolischen Preis erhält. Die Medikamente werden aus 20 Heilpflanzen, entsprechend der traditionellen Heilkunst der Eingeborenen, hergestellt. Die Pflanzen wachsen auf eigenen Plantagen und werden in der eigenen Anlage zu Arzneien und ätherischen Ölen verarbeitet. Die Wirksamkeit der Medikamente und die Qualitätssicherung übernehmen Wissenschaftler der Universität Ceará.
Der Verkaufserlös der Medikamente und Öle fließt in ein Gesundheitszentrum und in eine Schule. Die “Lebende Apotheke” wurde auch von der Diözese Würzburg und durch private Spenden unterstützt. Allerdings war es der größte Traum von Padre Alfredo, wenn das Projekt Schule machen würde. Dieser Traum ist tatsächlich wahr geworden. Die „Farmacia Viva“, die damals in vielen kleinen Orten in Ceará wie Itaitinga begann, ist heute über ganz Brasilien verteilt und ein Vorzeige Projekt geworden, bei dem Arme mit den ihnen bekannten Heilmitteln der Volksheilkunde von zahlreichen Leiden befreit werden können.
Unermüdlicher Einsatz für Arme und Notleidende
In 2013 besuchte der damals 66-jährige Priester parallel zu seiner seelsorgerischen Tätigkeit die Universität von Ceará mit dem Ziel sich für die Arbeit mit Drogenabhängigen und sozial Benachteiligten zu qualifizieren. Alfred Niedermaier wurde für seine unermüdliche Arbeit an den Armen und Notleidenden von der Millionen Stadt Fortaleza, sowie Itaitinga und Canavieiras zum Ehrenbürger erhoben.
Ruhestand in Schloss Birkeneck
Pater Alfred ist nun seit 2022 wieder in Birkeneck (Gemeinde Hallbergmoos im Landkreis Freising) bei seinem Orden, den Herz Jesu Missionaren. Viele werden Ihn kennen, denn er vertritt auch hin und wieder den Pfarrer von St. Theresia oder hält die Messe in Birkeneck. Und auch jetzt ist er nicht untätig und hilft seinen Mitbrüdern bei Ihren Caritativen Projekten.
Am 2. Juli feierte er nun sein goldenes Priesterjubiläum im Rahmen des Pfarrfestes von St. Theresia. Zu den Gästen zählten, außer seinen Mitbrüdern, auch Pater Walter Licklederer, sein ehemaliger Provinzial, der ebenfalls in Brasilien arbeitete sowie der aktuelle Provinzial der süddeutschen Provinz des MSC Ordens (Herz Jesu Missionare) Pater Michael Huber. Letztendlich war auch Jovane Santos Rocha, ein Abgesandter seiner letzten Wirkungsstätte, Itaitinga/Fortalezza nach Deutschland gekommen, um seine Arbeit nochmals zu würdigen.
Jürgen Zorn