Mehr Wir-Gefühl

VfB Hallbergmoos-Goldach fehlen Ehrenamtliche und "das Miteiander"

Das Vorstandsteam des VfB Hallbergmoos-Goldach fand mahnende Worte (v.l.) Fiete Reuter (2. Vorsitzender), Anna Klug (1. Vorsitzende), Monika Asbeck (Jugendleiterin), Michaela Reitmeyer (3. Vorsitzende, Schatzmeisterin), Kathrin Reuter (Kassenprüferin) und Renate Hofbauer (Schriftführerin). © VfB

Die Bilanz des VfB Hallbergmoos-Goldach e.V. kann beeindrucken: 2130 Mitglieder, zehn Abteilungen, beachtliche sportliche Erfolge. Doch hinter der Fassade des größten Sportvereins der Gemeinde Hallbergmoos (Landkreis Freising) tun sich Probleme auf. Was auf der Jahreshauptversammlung zur Sprache kam, ist ein Phänomen, das viele Sportvereine kennen: Es fehlen Ehrenamtliche und das „Wir-Gefühl“.

„Es fehlt das Miteinander“, brachte Fußballabteilungsleiter Tobias Bracht das Problem auf den Punkt. Seine Schilderung trifft ins Mark: „Wenn man mit gerade einmal drei Vertretern als Fahnenabordnung zu einem großen Fest geht, ist das traurig.“ Er beklagt damit eine Entwicklung, die Soziologen längst als gesellschaftliches Phänomen beschrieben haben – die Erosion des klassischen Ehrenamts.

Vereinsvorsitzende Anna Klug und ihre Funktionäre stehen vor einem Dilemma, das sich verschärft, je größer und erfolgreicher der Verein wird. Die Fußballabteilung hat sich seit 2018 nahezu verdoppelt und zählt nun 451 Kicker aller Altersklassen. Fitness und Dance ist mit 959 Mitgliedern – 556 Kinder, 403 Erwachsene, das älteste Mitglied 87 Jahre alt – die größte Sparte. Doch mit dem Wachstum steigen die Anforderungen an Trainer und Übungsleiter exponentiell. Jeannine Dressel, die Leiterin der Fitness- und Dance-Abteilung, versucht es mit einem emotionalen Appell: „Es macht wirklich Spaß, Teil eines großen Ganzen zu sein.“ Ihre Worte richten sich an Mütter, Väter und ältere Geschwister – an jene also, die traditionell das Rückgrat des Vereinslebens bilden.

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Sportliche Erfolge

Die sportlichen Bilanzen der einzelnen Abteilungen lesen sich durchaus respektabel. Die Tennisabteilung kann sich über den Baustart für drei Allwetter-Courts und eine Traglufthalle  (DER HALLBERGER berichtete) freuen, die im November in Betrieb gehen sollen. 13 Teams sind in den Ligen gemeldet, acht davon im Jugendbereich. Das Generationenproblem hat nun auch die Tischtennis-Abteilung: Harald Matzkowitz, im Verein nur „Mister Tischtennis“ genannt, verabschiedet sich nach 40 Jahren in den Ruhestand. Ein Nachfolger wird gesucht – wie so oft.

Die erfolgsverwöhnte „Erste“ der Kegelabteilung erreichte in der Bundesliga „nur“ den fünften Platz, qualifizierte sich aber für den internationalen NBC-Pokal im Oktober 2025 in München. Die Volleyballer feiern den Aufstieg der Damen 1 in die Bezirksklasse und laden am 28. Juni zum ersten Hallberger Beachvolleyball-Cup. Die Stockschützen schafften sogar den Sprung in die Bundesliga auf Eis. Erfolge, die normalerweise für Euphorie sorgen würden. Doch die Personalsorgen überschatten die sportlichen Glanzlichter.

„Nachwuchs“ im Vorstandsteam

Bei den Vorstandswahlen wurde Anna Klug zwar einstimmig als erste Vorsitzende bestätigt, und mit dem 26-jährigen Fiete Reuter als neuem Vize setzt der Verein bewusst auf junge Kräfte. Reuter will die Digitalisierung vorantreiben – ein Zeichen dafür, dass man die Zeichen der Zeit erkannt hat. Doch Klug weiß, dass technische Neuerungen allein nicht reichen werden. Ihr Schlusswort auf der Versammlung war zugleich Diagnose und Mahnung: „Unsere Gesellschaft ist im Wandel, man wird immer engstirniger. Wir brauchen das Miteinander.“ Ein Sportverein stehe nicht nur für Bewegung und Gesundheit, sondern sei der Kitt der Gesellschaft, der Menschen zusammenbringt und -hält.

Sport, Topnews

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