Für 800.000 Euro wird die Hindenburgbrücke im kommenden Frühjahr abgerissen und durch ein neues Bauwerk ersetzt. So weit war sich der Bauausschuss schon im Juli einig. Dem Bau einer Behelfsbrücke für die Zeit der etwa sechsmonatigen Bauarbeiten stand das Gremium allerdings skeptisch gegenüber. Denn die Interimsüberfahrt kostet eine Stange Geld. Landwirtschaftsreferent Markus Loibl konnte das Gremium nun von der Notwendigkeit überzeugen. Bedingung ist aber, dass die übergeordneten Behörden zustimmen und das Interimsbauwerk nicht mehr als 50.000 Euro kostet.
Mit einer Entscheidung über den Bau einer Behelfsbrücke, die zunächst auf 100.000 Euro Investitionskosten geschätzt wurde, hatte man gewartet, bis Referent Markus Loibl mit den von einer etwaigen Vollsperrung betroffenen Landwirten gesprochen hatte. Das Stimmungsbild ist eindeutig: Die Schaffung einer funktionalen und zumutbaren Ausweichmöglichkeit ist aus deren Sicht unbedingt erforderlich.
183 Kilometer Umweg pro Kultur
Zur Hindenburgbrücke führen ausschließlich Feldwege, die Landwirte zur Fahrt auf ihre Felder nutzen. Ansonsten hauptsächlich Ausflügler, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad in Richtung Isarauen unterwegs sind. Mindestens zwölf Bauern wären von einer Vollsperrung betroffen, so der Landwirtschaftsreferent. Sie müssten, um ihre Felder zu bewirtschaften, nach Loibls Angaben bis zu „sieben Kilometer einfach“ und 14 Kilometer pro Arbeitsschritt an Umweg in Kauf nehmen. Bei aufwandarmen Kulturen wie beispielsweise Getreide sind im Jahr etwa 13 Arbeitsschritte notwendig. Pro Kultur wären also 183 Kilometer extra zu fahren. Da im Umkreis der Hindenburgbrücke intensivere Kulturen wie Gemüse erzeugt werden, steigt die Rechnung.
Loibl sprach sie dafür aus, eine einfachere und kostengünstigere Behelfsbrücke über den Schwaigbach einzurichten. Michael Aigner (Bauamt) hat eine solche Variante bereits skizziert: 35.000 Euro würde sie kosten – zuzüglich Planungskosten und Steuern käme man auf 50.000 Euro. „Das Problem dabei ist, das Ganze dicht zu bekommen“, so Aigner vor dem Bauausschuss. Mit Landrats- und Wasserwirtschaftsamt konnte man – urlaubsbedingt – die Maßnahme noch nicht abstimmen.
Lemer: Kosten nicht verhältnismäßig
Bürgermeister Josef Niedermair, der im Urlaub weilt, hatte davor schon sehr deutlich gemacht, dass man den Ackerbau so steuern könne, dass eine Behelfsbrücke entbehrlich ist. Ansonsten gibt’s eben die Ausweichroute über Erching. Vehement gegen eine Behelfsbrücke wandte sich auch Heinrich Lemer (FW): „100.000 Euro sind nicht angemessen. Viele andere, darunter auch der Goldachmarkt, müssen während der Brückenbau- und Sanierungsarbeiten in der Hauptstraße zwei Jahre lang massive Einschränkungen in Kauf nehmen. Ohne eine Behelfsbrücke.“ Ähnlich äußerte sich auch Thomas Henning (FW). Tanja Knieler (CSU) betonte: „An diesem Punkt haben wir die Chance zu entlasten. In der Hauptstraße gab’s keine Möglichkeit.“
Lemer stellte zudem die Rechnung des Landwirtschaftsreferenten in Abrede: Von der Hauptstraße aus beträgt seiner Berechnung der Umweg maximal fünf Kilometer. Loibl räumte ein, dass er „von der einen Brückenseite zur anderen“ gemessen habe. Nur: An der Brücke selbst befindet sich kein Bauernhof. Der nächstgelegene landwirtschaftliche Betrieb ist der Hausler Hof in etwa 200 Metern Entfernung.
Kostenobergrenze festgelegt
Für eine „Deckelung“ auf 50.000 Euro (brutto, inklusive Planungskosten) und unter dem Vorbehalt der Zustimmung der übergeordneten Behörden machten sich Hermann Hartshauser, Wolfgang Reiland (beide Einigkeit), Stefan Kronner (SPD) , Silvia Edfelder (CSU) und Sabina Brosch stark. Der Beschluss wurde mit einer Gegenstimme (Heinrich Lemer, FW) verabschiedet.
Das beauftragte Architekturbüro erstellt nun eine Kostenberechnung für die Behelfsbrücke. Überschreitet man die Obergrenze wird sich der Bauausschuss erneut mit der Materie befassen müssen. Ansonsten wird ausgeschrieben. Läuft alles nach Plan kann man im März oder April mit den Arbeiten beginnen, die je nach Witterung etwa ein halbes Jahr dauern